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UNiMUT aktuell: Alle Jahre wieder - hoffentlich nicht!

Alle Jahre wieder - hoffentlich nicht! (13.11.2002)

Wie bereits in unserem Bericht über die Jahresfeier erwähnt, durfte auch der Vorsitzende des Hochschulrats, Herr Dr. Cartellieri, Untergott des Deutschen Bankenhimmels, auf der Jahresfeier das Wort ergreifen.

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Wenige Millisekunden später entsteht in den Designercomputern tief in den Glastürmen der Deutschen Bank eine beliebige Rede zu einem beliebigen Thema, Betonung auf: beliebig. Ein roter Faden ist nicht erkennbar, stattdessen aber eine Frontlinie, eine uralte.

Als Auftakt dröhnt die Aussage vom Olymp, das deutsche Hochschulwesen sei unter, teils weit unter dem OECD-Durchschnitt. Einen Beleg hört das Auditorium nicht, man erfährt höchstens, dass die Unis die "nachgelagerte" Stufe der Schulen seien, und die seien ja laut PISA schlecht.

In einigen Feldern sind Missstände (etwa in der Lehre) schwer übersehbar. Und es mag Studien geben, welche Mängel in der Forschung fundiert untersuchen. Doch solche Belege fehlten, um sich selbst eine Meinung bilden zu können und intern über Abhilfe zu beraten. So musste mensch sich in aller Öffentlichkeit Pauschalitäten anhören und sich fragen, ob der Hochschulrat nicht der Uni nützen sollte? Doch inhaltliche Diskussion ist wahrscheinlich zu ineffizient und obendrein nicht medienwirksam. Dass das Presseecho solcher Sprüche das Vorurteil der ach so schlechten deutschen Hochschulen perpetuiert und den Beteiligten schadet, scheint für den Uniratsvorsitzenden ein akzeptabler Kollateralschaden zu sein.

Es folgen die alten klotzigen Forderungen pechschwarzer Unbildungspolitik -- halbgottgegebene Wahrheiten, die keinen Widerspruch dulden. Auch sie ohne Argumente einfach in den Raum gestellt, allerdings ordentlich in Reih und Glied und nummeriert.

Zum Schluss muss natürlich die Wahlkampfmunition rollen, auch nach der Wahl. Blick in die Wirtschaft: Bestimmte Äußerungen, wie der Schrei nach niedrigeren Steuern, klingen immer gut in besserverdienenden Ohren; auch wenn Großunternehmen praktisch gar keine mehr zahlen. Vielleicht holt mensch ja mittels passender Regierung noch Subventionen für die Großbanken heraus... Diese Taktik wird auch an den Hochschulen versucht. Trotz der vielen "innovativen" Reformen ist immer noch alles furchtbar schlecht. Statt 500 Euro Gebühren kann mensch ja auch 5000 fordern, the sky is the limit, und willig gehorcht die Politik, auf dass das hohe Urteil gnädiger ausfalle.

Jedoch zeigten gerade die letzten Jahre, dass jede noch so großzügige Steuerschenkung an der Börse nichts verändert. Ja, die Deutsche Bank steckt bekanntlich im Abwärtstaumel -- Schuld sind natürlich immer andere. Mensch ahnt schon, dass die Forderungen eben nicht die Qualität der Hochschulen verbessern, sondern lediglich die Situation der Studierenden verschlechtern sollen. Aber Studierende braucht eine moderne Hochschule ja nicht. Und die Gesellschaft schon keine Menschen, die in der Lage wären, den Quatsch, der da aus dem Redengenerator der Deutschen Bank quillt, als solchen zu erkennen. Wir kennen die Frontlinie.

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Erzeugt am 13.11.2002

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