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UNiMUT im Winterschlaf -- fast alle Inhalte hier sind mindestens fünf Jahre alt und vor allem historisch interessant. Wenn du die Seite magst: Wir lesen unsere Mail noch und helfen dir gerne, den Online-UNiMUT wiederzubeleben. Termine | Menschenfresser bei Bild (9.6.98)Im Zuge des Sieges der westlichen Freiheit über die kommunistische Barbarei hat sich die Berechnung der Opfer jener Barbarei in den neunziger Jahren zu einer Art Volks- oder Herrensport unter HistorikerInnen entwickelt. Angefangen von Berechnungen, die Stalins Herrschaft 20 Millionen Tote zuschrieben (Stalin <= Hitler) steigerten sich neokonservative AutorInnen über Stalin = Hitler zu Opferzahlen im Bereich von 100 Megatoten, was endgültig nachweisen sollte, dass Stalin und damit natürlich auch Marx viel schlimmer als Hitler waren. Der mit so viel Leidenschaft geführte "Historikerstreit" über die Einmaligkeit der Naziverbrechen schien (und scheint) vergessen. Prominenter Teil dieses Diskurses (wenn mensch diesen Begriff nun verwenden will) war im letzten Jahr der Historiker Stephane Courtois in Frankreich mit seinem "Schwarzbuch des Kommunismus", das mittlerweile in deutscher Übersetzung erschienen ist und passenderweise von Springers Bildzeitung in Auszügen vorabveröffentlicht wurde (z.B. in Bild vom 27. Mai). Wer will und LeserIn ist, kann das Buch auch über die ultrarechte Intellektuellenzeitschrift "Junge Freiheit" beziehen. Mensch ahnt, die Freue über das Buch ist im politischen Spektrum etwas einseitig, was nicht zuletzt daran liegen mag, das Courtois' Recherchen und insbesondere seine Schlüsse unter etwas liberaleren HistorikerInnen alles andere als unumstritten sind. Diese Vorgänge haben nun HistorikerInnen und PolitologInnen der Uni Münster angeregt, am 13. Juni ein Symposium mit dem Titel "Diktatur und Terror in der Geschichte der Sowjetunion. Anmerkungen zum Schwarzbuch des Kommunismus" zu veranstalten. Immerhin soll es dort neben der "Rolle von Diktatur und Terror" nach Aussage der Münsteraner Pressestelle auch um die "demokratischer und humanitärer Ideale in der Geschichte der Sowjetunion" gehen. Erstaunlich, dass in einem Klima, in dem Reagans Diktum vom "Reich des Bösen" fest in allen Köpfen verankert zu sein scheint, das mit den Idealen überhaupt erlaubt ist. Die Veranstaltung findet am 13.6. von 9 bis 20 Uhr im Humboldt-Haus (Hüffnerstr. 61) in Münster statt und ist öffentlich. |
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Erzeugt am 09.06.1998
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