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UNiMUT aktuell: Die Guten und die Bösen

Die Guten und die Bösen (4.2.98)

Nicht nur ordentliche Studierende fanden sich zur Diskussionssendung des Deutschlandfunks ein...

Nicht in der Triplexmensa, im viel intimeren und auch vergitterten Senatssaal stellte sich Rektor Siebke gemeinsam mit einer handverlesenen Schar Professoren (Chefschleiferin Weigelin-Schwiedrcyk, Ex-Rektor Sellin und der Prorektor Horner waren darunter) und nicht ganz so handverlesenen Studierenden den Fragen von zwei MitarbeiterInnen des Deutschlandfunks zum Thema "Traditionsuniversität im Wandel". Wie im lezten UNiMUT berichtet, hatte der Rektor aus Furcht vor den "unordentlichen Studierenden" die Veranstaltung verlegen lassen, und so war der ZuschauerInnenraum eher dünn besetzt.

Der Vertreter des Ministeriums wurde von einer Überwachungskamera erwischt, als er auf dem Klo geistigen Getränken zusprach. Wer hätte gedacht, dass der große Lauschangiff schon im Rektorat angekommen ist?

Am Anfang der Veranstaltung sah auch alles danach aus, als würde die Veranstaltung ohnehin nur eine Schlafpille. Siebke widerholte sein gewohntes Elitengequatsche und schwor Stein und Bein, die Uni Heidelberg sei wirklich besonders toll. Erst nach einer Weile wachten die Studis auf und forderten nachhaltig eine Demokratisierung der Hochschulen, dachten aber durchaus auch an die anderen Opfer der sozialen Kahlschlagpolitik -- womit die anwesenden Professoren nicht viel anfangen konnten, und auch nicht zwei von Siebke persönlich eingeladene Studierende, sehr ordentliche und "konstruktive" Genossen übrigens. So redeten beide Gruppen weitgehend aneinander vorbei.

Immerhin hätte sich Siebke beinahe in einen seiner bekannten Wutanfälle zu steigern vermocht, das Wort "Studenten" kam ihm nur noch mühsam über die Lippen. Richtig böse wurde er, als ein Studierender aus dem Publikum ein Diktum des späteren RAF-Opfers und Reichsstudentenführers Hans-Martin-Schleyer zitierte, der, als er 1935 hier in Heidelberg die Studis im Studentenwerk vertrat, von Aussieben und Ausmerzen redete. Leider wurde Siebkes "Jetzt hörts aber auf" und sein späteres "Den [Studi, der das gesagt hat] will ich nie wieder sehen" nicht übertragen. Vielleicht ist es ja wirklich etwas arg, die Ausmerzung der dummen Studis, die Siebke vorhat, mit der Selektion der Nazis zu vergleichen. Ob Siebkes Betroffenheit aber wirklich nur daher kam, will die Redaktion nicht entscheiden.

Obwohl schließlich doch ziemlich viele unordentliche Studierende den Weg in den Senatssaal gefunden haben, ist Siebke wohl nochmal mit einem blauen Auge davongekommen. Keine bösen Worte über Ineffizenz der Demokratie waren ihm zu entlocken. Dennoch wird auch durchs Radio deutlich geworden sein, was für eine außerordentlich schwierige Person der Noch-Rektor der Uni Heidelberg ist.

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Erzeugt am 04.02.1998

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