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UNiMUT aktuell: Stilblüten der Hochschulforschung

Wie geil auf Studiengebühren sind deutsche Studierende und wie gut ist die Uni Heidelberg?

Stilblüten der Hochschulforschung (19.1.2004)

Die Uni Heidelberg, so meldete am 11.12.04 stolz die Pressestelle der Uni Heidelberg sei eine der ersten Adressen für Forschung in Deutschland. Quelle dieser Erkenntnis war ein Ranking des Bertelmann-Ablegers CHE. In aller Regel kritisiert das Rektorat derartige Rankings nach Außen -- meist unter dem durchaus zutreffenden Verweis auf fragwürdige Verfahren -- und nutzt intern die Gelegenheit, den betroffenen Einrichtungen ein wenig Druck zu machen.

In diesem Fall nun geht das Rektorat offenbar davon aus, dass das Ranking seriös ist. Hauptgrund für diese Haltung dürfte sein, dass die Uni Heidelberg dabei recht gut abschneidet. Nicht zu verachten ist aber wohl auch der Urheber, versteht sich das CHE doch als "think tank" der deutschen Hochschullandschaft und versorgt Rektoren und andere Sehr Wichtige Menschen mit Gedanken an Studiengebühren, Elitenbildung, Auswahlverfahren, Privatisierung und all die anderen Leckerli aus der Mottenkiste neokonservativer Bildungspolitik.

An ausgewiesener Qualität der Methodik kann die Wertschätzung aus Heidelberg jedenfalls nicht liegen, denn die letzte Studie des CHE erwies sich als schlichte Propaganda. Ihr Ergebnis: "Studierende mehrheitlich für Studiengebühren", so der Titel einer CHE-Presseerklärung von Anfang Dezember. Den erstaunlichen Schluss gründeten die Gütersloher auf eine Umfrage, in der sich die Mehrheit der Befragten für Studiengebühren ausgesprochen hätte. Nicht erwähnt wurde, dass es nicht um die Frage "Studiengebühren: Ja oder Nein" ging -- gegen Gebühren konnte man sich in der Umfrage nicht aussprechen, man konnte nur zwischen verschieden Formen von Gebühren wählen. Klemens Himpele vom ABS kommentierte diese Vorgehen am 18.12. wie folgt:

"Mit dieser suggestiven Fragestellung ist das CHE schon 1998 aufgefallen. Schon damals behaupteten CHE und der Stifterverband der Deutschen Wirtschaft, dass die Mehrheit der 22- bis 25-jährigen Studierenden für Gebühren seien. Das Aktionsbündnis gegen Studiengebühren schrieb dazu bereits 1999: 'Wer sich an der Befragung überhaupt beteiligte, war bereits mitten in einer Diskussion über Studiengebührenvarianten. Da die Befragten in den suggestiven Kontext versetzt wurden, über ein bevorzugtes Studiengebührenmodell politisch mitentscheiden zu dürfen, 'wählte' der größere Teil folglich die 'mildeste' Variante von den drei genannten. Das Ergebnis dann so zu deuten, als sei die Mehrheit von 1,8 Millionen Studierenden für Studiengebühren, ist eine an Kühnheit kaum zu übertreffende Interpretation'. Das schon 1998 beauftragte forsa-Institut erklärte damals, dass es nicht um die Frage ging, ob man für oder gegen Studiengebühren sei. Ziel der Befragung war es, die Akzeptanz verschiedener, in Zusammenhang mit der Erhebung von Studiengebühren diskutierter Vorschläge zu ermitteln.

Die Ergebnisse solcher 'Umfragen' veröffentlicht das CHE in schöner Regelmäßigkeit in zeitlicher Nähe zu großen studentischen Protesten. Damit soll suggeriert werden, dass die Demonstrierenden eine Minderheit gegenüber einer großen, schweigenden Mehrheit seien. Diese manipulativen Methoden machen einmal mehr deutlich, dass das CHE kein Think Tank sondern eine interessengeleitete Lobby zur Einführung von Studiengebühren ist."

Doch geht es dem CHE wie gesagt um mehr als nur Gebühren; die ganze Agende der Bildungsprivatisierung setzt sich nun mal nicht von selbst um, und so schickt das CHE seine Mitarbeiter in die weite Hochschulwelt. So etwa Frank Ziegele, der nun seine Steckenpferde Benchmarking, Auswahl und Gebühren auf der "ersten deutschen Professur für Wissenschaftsmanagement" an der Fachhochschule Osnabrück weiterreiten kann. Im Rahmen einer Teilzeit-Professur "verantwortet" (was immer das heißen mag) er dort den neuen Studiengang "Hochschul- und Wissenschaftsmanagement", in dem "Praktiker aus Hochschulen und Wissenschaftseinrichtungen" berufsbegleitend einen Masterabschluss erwerben können.

Gerüchte, der erworbene Titel spiegele als "Master of Puppets" das Verhältnis von CHE zu Rektoren und Hochschulpolitik wider, sind falsch und wurden von Leuten in die Welt gesetzt, die immer noch auf Metallica stehen.

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Erzeugt am 19.01.2004

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