Treuhandkonto und Semesterticket
Heraus zur VV (16.06.2003)
In zwei Tagen findet an der Uni Heidelberg zum ersten Mal seit Jahren wieder eine Vollversammlung statt, und wenn der Boykott der Studiengebühren irgendwie aussichtsreich sein soll, sollten viele Studis kommen: 18.6., 16 Uhr, Neue Universität, Aula. Um unser Scherflein zur Mobilisierung beizutragen, haben wir mal wieder einen Papier-UNiMUT gemacht (nebenbei bemerkt: Der erste, bei dessen Produktion ausschließlich freie Werkzeuge zum Einsatz kamen): UNiMUT 187. Treue LeserInnen des UNiMUT aktuell werden darin zwar nicht allzu viele Neuigkeiten erfahren, ein paar Infos zum Stand des Treuhandkontos gibts aber doch.
Derweil tut sich ein weiteres VV-relevantes Thema auf -- angesichts der Komplexität des geplanten Themas Treuhandkonto ist jedoch zunächst nicht damit zu rechnen, dass dazu viel gesagt werden wird: Der VRN will schon wieder den Solidarbeitrag zum Studiticket erhöhen. Dies, nachdem die Verhandlungsführer von Seiten der Uni erst vor einem Jahr mit deutlichem Bauchgrimmen einer an sich durch nichts zu rechtfertigenden Preiserhöhung zugestimmt haben, und zwar erst, nachdem der VRN der "Abendregelung" zugestimmt hat (abends und an Wochenenden gilt der Studiausweis als Fahrkarte).
Der AK Semesterticket (der übrigens auch in einer Personalkrise steckt und dringend MitarbeiterInnen sucht) erklärt dazu:
Nach einem halben Jahr Semesterticket mit Abendregelung scheint der Spaß schon
wieder ein Ende zu haben. Wie so oft bekommt der VRN den Hals nicht voll und
verlangt ohne Grundlage (wenn wir das Gewohnheitsrecht außer Acht lassen) eine
satte Preiserhöhung. Alle Studis (egal ob sie das Ticket kaufen oder nicht)
sollen 1,50 Euro mehr im Semester zahlen. Die Abendregelung sei durch den
jetzigen Beitrag nicht gedeckt, so der VRN. Eine vom VRN in Auftrag gegebene
"Erhebung" zeigt aber das Gegenteil. Wenn sich ein Betrag von 1,50 Euro pro
Studi gering anhört, so geht es bei fast 30.000 Studenten doch um etwa 100.000
Euro im Semester für den VRN, die ohne Grundlage und ohne Gegenleistung
eingetrieben werden sollen. Die Studierenden und die Universität wären
schwache Verhandlungspartner, würden sie diesen Forderungen nachgeben. Seit
Einführung des Semestertickets ist der Grundbetrag von 16 DM auf nun 13,50
Euro (plus 3,50 für die Abendregelung) angestiegen, eine Erhöhung von 105%,
wenn die Abendregelung mitgerechnet wird.
In einer Befragung an Uni und PH wollte der Verkehrsverbund Rhein-Neckar (VRN)
die Akzeptanz und vor allem die Wirtschaftlichkeit des neuen Modells
erkunden. Mit der Umfrage wurde ein "professionelles" Unternehmen beauftragt
und als Ergebnis resultierte die Forderung nach einer Erhöhung des
Grundbetrags (also die 17 Euro, die derzeit von allen Studis pro Semester
gezahlt werden) um 1,50 Euro. Eine kurze Überschlagsrechnung und ein noch
kürzerer Blick auf die Auswertung der Umfrage hat etliche Fehler zu Tage
kommen lassen. Da die "professionelle" Firma zwar nicht ihre
Auswertungskriterien offen legen konnte, uns aber die Rohdaten der Umfrage zur
Verfügung gestellt hat, konnten wir eine erneute Auswertung vornehmen. Ohne
von der Methodik der ersten Auswertung abzuweichen, ergab eine Elimination
einiger Fehler ein völlig neues Bild: die Abendregelung ist mit den 3,50 Euro
um 1/2 Euro bis 1 Euro überdeckt.
Und an diesem Punkt stehen wir heute: der VRN beharrt auf einer Erhöhung des
Grundbetrages. Wenn nicht aus Gründen der Unterdeckung der Abendregelung, dann
eben einfach so. Ein anderes Verhandlungsergebnis will er nicht akzeptieren.
Und wir können unseren Standpunkt nicht verlassen: Erhöhung des Grundbetrags
nur gegen eine Verbesserung des Angebots. Dieser Verhandlungsgrundsatz wurde
bei der Einführung des Semestertickets von den Studierenden mit großer
Mehrheit festgelegt.
Da die Auswertung der Umfrage eine Überdeckung für den VRN ergibt, kann die
Uni einer Erhöhung von 1,50 Euro pro Studi im Semester nicht zustimmen.
Das jetzige Semesterticket bleibt bis März 2003 bestehen. Die Entscheidung für
die Zeit danach muss bis Ende Juli fallen. Wenn der VRN nicht nachgibt und von
seinen unbegründeten Forderungen abrückt bleiben nur wenige Alternativen:
- Wir könnten nachgeben und die Preiserhöhung akzeptieren, die nächste
Forderung würde nicht lange auf sich warten lassen. Der VRN hat schon vor
einigen Jahren mit 130 Euro, anteilig finanziert durch Grundbetrag und
Verkaufspreis, das Ziel gesteckt.
- Wir trennen uns von der Abendregelung und landen beim alten Semesterticket
mit einem großen Anteil von zahlenden Studis, die keine Gegenleistung für
ihren Grundbetrag erhalten. Da die Abendregelung im Vertrag verankert ist,
ist das gesamte Semesterticket gefährdet.
- Wir beharren auf einem Semesterticket mit Abendregelung als vernünftiges und
gerechtes Angebot für alle Studis (mit und ohne gekauftem Semesterticket) und
riskieren die Kündigung des gesamten Tickets.
Soweit der AK Semesterticket. Wer bei dieser Sache mitreden möchte, ist herzlich eingeladen, sich beim AK Semesterticket zu melden.
Nachtrag (18.6.2003): Natürlich ist entgegen der Behauptung 30000×1.50=45000 und nicht etwa 100000. Folglich muss es oben "im Jahr" und nicht "im Semester" heißen. Ihr müsst nicht wirklich eine Entscheidung zwischen euren Rechenkenntnissen und dem Urvertrauen in den UNiMUT fällen. Die Grundaussage der Erklärung bleibt davon natürlich unberührt.
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Dieser Artikel wurde zitiert am: 16.07.2003