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UNiMUT aktuell: Auswahl der Auswahl

Auswahl der Auswahl (07.03.2003)

Vor allem MWK-Chef Frankenstein hat wie sein Vorgänger Trotha viel über die totale Auswahl fantasiert: Profs sollen ihre Studis handverlesen dürfen, und wer keine Gnade beim Prof findet, darf halt nicht studieren. Insbesondere sollen alle gestuften Studiengänge im Ländle gleich mit einer Zulassungsordnung kommen, die regelt, welche Hürden HochschulanfängerInnen denn so zu nehmen hätten.

Unabhängig davon, dass das alles Quatsch ist -- in den meisten Fächern eh nichts zu filtern, da genug Studienplätze vorhanden sind, und keineR weiß, wer die mit diesen Verfahren verbundene Arbeit eigentlich schultern soll, mal abgesehen von dem tiefrückständigen Unikonzept, das hinter den Plänen steht: Da war noch die ZVS vor, die bundesweit überbelegte Studiengänge (das sind derzeit Medizin, Biologie, Psychologie, Zahnmedizin, Tiermedizin, Pharmazie und Betriebswirtschaftslehre) bisher zentral bewirtschaftet hat. Das wussten auch die ChefplanerInnen in Stuttgart und tönten schon, sie wollten bald aus der ZVS aussteigen.

Dass das anderswo nicht auf große Gegenliebe stieß -- weil eben der von der ZVS zu verteilende Kuchen dadurch schrumpfen würde --, versteht sich, und um ganze Elbefluten bösen Blutes zu vermeiden, haben sich die zuständigen MinisterInnen eilig zusammengesetzt (Code: KMK) und haben vorgestern eine "Reform" beschlossen, die nun per Länderinitiative ins HRG kommen soll. Das neue Verfahren, das die NRW-Ministerin Kraft gestern in einer Pressemitteilung vorstellte, ist natürlich nicht nur ein Verfahren.

Nein, es sind deren zwei. Ein Land kann nämlich dem NRW-Modell folgen, nach dem die laut Abischnitt "Besten" sich eine Hochschule aussuchen können, bis 25% der Studienplätze belegt sind, weitere 25% durch lokale Auswahl belegt werden und die restliche Hälfte im Wesentlichen wie bisher vergeben wird. Für Mad Non-Scientists wie Frankenberg ist das natürlich viel zu lasch, weswegen dann Länder auch das zweite Verfahren wählen können: Zuerst 50% lokale Auswahl durch den Prof, dann 25% beste AbiturientInnen und schließlich 25% ZVS. Die 50% lokale Auswahl waren vermutlich eine herbe Kröte für unseren Minister, denn bei ihm fangen die feuchten Träume erst bei 90% an. Was da herumgedroht wurde in der KMK kann mensch nur mutmaßen. Schön war es bestimmt nicht.

NRW-Ministerin Kraft konnte sich denn auch eine Spitze auf Frankenbergs Monster nicht verkneifen: "Schon heute machen die Hochschulen so gut wie keinen Gebrauch davon, 24 Prozent ihrer Studierenden auswählen zu können. Eine Hochschul-Zwangsauswahl von 50 Prozent, wie Baden-Württemberg sie plant, wird zu einem enormen Anstieg von Kosten und Bürokratie bei den Hochschulen führen. Ich bin nicht bereit, dies unseren Hochschulen aufzubürden." Doch wer im Glashaus sitzt...

Aus der Schwefel-Ecke sprang heute der scheidende HRK-Chef Landfried wiederum Frankenberg bei und ließ verkünden, die 24%-Auswahl werde von den Hochschulen nur deshalb nur so wenig genutzt, weil 24% zu wenig sei und sich der Auswahlaufwand nur lohne, wenn man gescheit viele Leute aussuchen dürfe. Klaro. Wer den Regen scheut, kann immer noch ganz wild drauf sein, sich in den Fluss zu stürzen.

Aber da ist ja immerhin noch ein wenig Hoffnung: Wahrscheinlich täuscht sich Landfried, und ohne erheblichen Zwang werden die Hochschulen so oder so nur schwer zu bewegen sein, diesen ganzen Irrsinn zu realisieren -- das ist die vernuftschaffende Kraft des Faktischen. Die aber hat, in Zeiten der langen Messer, auch keine große Zukunft mehr.

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Dieser Artikel wurde zitiert am: 05.04.2003, 03.01.2004


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Erzeugt am 07.03.2003

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