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UNiMUT aktuell -- Juni 2004

Die Uni Heidelberg stellt bis 2007 auf BA/MA um

Fortschritt im Dreischritt (02.06.2004)

Auch wer 2002 unsere Unkenrufe zum Bologna-Prozess nicht gelesen haben sollte, wird es mittlerweile gehört haben: Die "alten" Studiengänge -- Magister, Diplom und möglicherweise schließlich auch das Staatsexamen -- sollen umgestellt werden auf so genannte gestufte Studiengänge, vulgo Bachelor und Master, noch vulgärer McBildung. Dem entzieht sich auch die Uni Heidelberg nicht, und da schon etliche Fächer Bachelor- und auch Master-Studiengänge anbieten und dafür Prüfungsordnungen ausgedacht haben, beginnt jetzt auch das Rektorat, darüber nachzudenken, wie der Übergang wohl möglichst schmerzlos geschafft werden kann.

Die zuständige Prorektorin Leopold hat daher in der letzten Sitzung des SAL am 4.Mai 04 angekündigt, zu diesem Behuf einen Umstellungsbeschluss anzufertigen, der in einer der nächsten Senatssitzungen (22.6.04 oder 20.7.04 ) verabschiedet werden soll. Ganz im Sinne der akademischen Freiheit werden darin etliche Rahmen vorgegeben, allen voran der folgende Zeitrahmen:

  1. Bis Ende Sommersemester 2005 wird der Senat drei Rahmen-Prüfungsordnungen verabschieden, und zwar je eine für Bachelors, die bisherige Magister ersetzen sollen, eine solche, die Diplomstudiengänge beerben und eine letzte für Masterstudiengänge. Diese sollen nach Vorstellung von Prorektorin Leopold verbindlich sein.
  2. Bis Ende Sommersemester 2006 sollen die bisherigen Magister-Studiengänge ihre Prüfungsordnungen für den Bachelor dem Senat vorlegen.
  3. Bis Ende Wintersemester 2006/07 sollen die bisherigen Diplom-Studiengänge ihre POs vorlegen.

Da das Ministerium zwischenzeitlich von seinen Plänen, bis 2005 die "alten" Studiengänge zu schließen, Abstand genommen hat, sind diese Pläne durchaus verträglich mit den gegenwärtigen Vorgaben der Leute, die noch wichtiger sind als das Rektorat.

Allerdings gibt es natürlich auch im nächsten Jahr gewiss etliche Fachbereiche, die gerne vor der Verabschiedung der Rahmen-POs einen Bachelor hätten -- und es steht zu erwarten, dass solche Pläne in der Schwebephase erst mal auf Eis gelegt werden müssen. Um die Pläne wäre es meist wohl nicht schade, wohl aber um die Fachbereiche, denen oft genug von oben schon die Pistole auf der Brust sitzt: "Bachelor oder Leben". Wie das Rektorat mit solchen Fällen umgehen wird (und ob es die Gelegenheit nutzen wird, ein paar unbequeme Läden quasi per Sachzwang schließen zu lassen), werden wir sehen.

Zu befürchten steht weiterhin, dass das Ministerium nicht glücklich sein wird, falls die Rahmenprüfungsordnung für die Ex-Magister tatsächlich weiterhin zwei gleichberechtigte Hauptfächer vorsehen sollte. Sowas will die KMK nämlich eigentlich nicht mehr sehen, wie in ihrem bislang letzten Strukturpapier etwas implizit, im Eckwertepapier des baden-württembergischen Wissenschaftsministeriums von 1999 explizit klar gestellt wird -- wobei bekanntlich unklar ist, ob es noch gilt). Das Ergebnis solcher Eckwerte wäre dann eine hübsche weitere Verzögerung samt neuen Gelegenheiten, ein paar Altstadtfächer abzuschießen.

Unterdessen gilt weiter: Bachelor und Master sind und bleiben Teil einer Studien"reform", die sich immer auch gegen selbstbestimmte Bildung richtet, auf eine Reduktion hin zur bloßen Ausbildung zielt und hierzu auch gerne die Konsumier- und Handelbarkeit des Studiums erhöhen möchte. (Was aber -- so mag mancheR denken -- erst die, die später kommen, betrifft...) Leider rührt sich gegen diese studi- und studienfeindlichen Pläne bundesweit kaum Kritik; das Gefühl, dass dieser Mist unvermeidlich kommt und positive Chancen der "Reform" unausgeschöpft bleiben, macht sich breit. Während letzteres Gefühl vermutlich mangels positiver Chancen unberechtigt ist, ist ersteres angesichts des permanenten Rumgestümperes in diesen Fragen auch noch unverständlich.

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Dieser Artikel wurde zitiert am: 09.03.2005

Theater um die Hochschuldeform

Dem ökonomischen Geist (07.06.2004)

[Bild: Der Bildungsautomat]

Unter dem altbekannten und durchaus auch altbackenen "Dem lebendigen Geist", das seit (etwa) 1945 wieder über dem Eingang zur neuen Uni prangt, war heute ein in nicht ganz so gediegenen Lettern geschriebenes "Dem ökonomischen Geist" zu lesen. Dazu passend stand vor dem Eingang ein Bildungsautomat, der für einen Bildungsgutschein -- diese waren kostengünstig für 10 Cents vor der Tür zu erwerben -- "alles Wichtige für den Arbeitsmarkt" zu vermitteln versprach.

All das gehörte zu einer Aktion einiger Studis aus verschiedenen Zusammenhängen, die ihre Mitstudis über das informieren wollten, was in nächster Zeit auf sie und ihre NachfolgerInnen zukommen könnte. Über die Klage einiger Länder gegen die sechste Novelle des HRG werde, so war auf einem Flugblatt zu lesen, voraussichtlich noch in diesem Sommer entschieden, was, entsprechend unserer Einschätzung vom Januar letzten Jahres, wohl in "nachlaufenden Studiengebühren" von zunächst 500 Euro pro Semester münden werde -- wenn Karlsruhe HRG6 kassiert und sich vorher nicht viel Widerstand regt. "Noch ist nichts endgültig entschieden, alles sind nur Pläne, und die kann man ändern," wie das Flugblatt so treffend formulierte.

Auf einem weiteren Flugblatt hatten die Studis wohlgesetzte Zitate aus einem der vielen und entsetzlichen Thesenpapiere des MWK zusammengestellt, in denen mit entwaffnender Ehrlichkeit die konsequente Ausrichtung der Hochschulen an den (imaginierten) Bedürfnissen "der Wirtschaft" gefordert wird und, ganz offenherzig, die Schaffung drittklassiger Billigunis für die Armen und Dummen. Treuen LeserInnen des UNiMUT -- die im Publikum leider nur eine verschwindende Minderheit bildeten -- kam das sicher und auf ausgesprochen verunsichernde Weise sehr vertraut vor.

Die Aktion wird morgen im Feld wiederholt. Wenn ihr beim nächsten Mal dabei sein wollt, findet ihr über die attac-Campus-Gruppe Kontakt.

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Die HRK spricht sich für allgemeine Studiengebühren aus

Gebühren werden Chefsache (11.06.2004)

Während einer Pressekonferenz am 9. Juni 2004 hat die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) in Berlin unter anderem ein Konzept für die Einführung von Studiengebühren vorgestellt. Noch liegt das Konzept nicht schriftlich vor, doch lässt sich das Wesentliche aus Verlautbarungen rekonstruieren. Der UNiMUT gibt im Folgenden Informationen des fzs wider:

Die HRK empfiehlt, ab dem ersten Semester Studiengebühren -- man spricht elegant von "Studienbeiträgen" -- in Höhe von 500 Euro einzuführen. Nach einer Einstiegsphase könnten die Gebühren auf Beschluss der Hochschule dann auf 1.000 bis 3.000 Euro ansteigen. Einschränkend wurde angemerkt, dass der Staat sich trotzdem nicht aus seiner Verantwortung für die Finanzierung eines öffentlichen Gutes herausziehen dürfe. Außerdem sollen sozial Schwache nicht von einem Studium abgehalten werden; Wie man das bewerkstelligen will, konnten die Rektorinnen und Rektoren jedoch nicht erklären.

In ihrer Erklärung kritisiert die HRK darüber hinaus, dass die öffentlichen Mittel für die Hochschulen abnehmen und gleichzeitig im internationalen Vergleich nur im geringen Umfang private Mittel zur Finanzierung der Hochschulen eingesetzt werden (nur 6% in Deutschland im Vergleich zu 20% bei amerikanischen Hochschulen). Daher, so wird argumentiert, sollte die Einwerbung von Drittmitteln auch für die Lehre möglich sein -- eben in Form von Studienbeiträgen.

Die HRK spricht sich in einer ersten Phase für einen "niedrigen" generellen Beitrag von 500 Euro pro Semester aus. Dabei sollen BAföG-EmpfängerInnen von diesem Beitrag zunächst freigestellt sein. In einer zweiten Phase sollen die Hochschulen die Beiträge je nach Hochschule und Studiengang in einem staatlich festgelegten Korridor selbst festlegen können. Konkrete Aussagen zu diesem Korridor wollte man natürlich nicht machen und verwies vielmehr auf in öffentlichen Debatten kursierende Werte. Zusammenfassend stellt sich die HRK folgende Rahmenbedingungen für ihre "Studienbeiträge" vor:

  • der Staat soll seine Finanzaufwendungen für die Hochschulen im Gegenzug nicht reduzieren
  • die Hochschulen sollen die Einnahmen eigenverantwortlich für die Qualität der Lehre einsetzen können
  • die einzelne Hochschule soll selbst entscheiden können, ob und in welcher Höhe sie Beiträge erhebt
  • die Studienbeiträge sollen sozial Benachteiligte nicht vom Studium abhalten

HRK-Chef Gaethgens benannte folgende wesentlichen Ziele des Beschlusses:

  • die Qualität der Lehre sicherzustellen
  • die Schere zwischen dem politischen Ziel der Steigerung der Studierendenzahlen und der stagnierenden bzw. sinkenden öffentlichen Förderung der Hochschulen zu schließen

Einstimmig war der Beschluss der HRK allerdings nicht, es gab auch Gegenstimmen -- wieviele genau, darüber kursieren noch unterschiedliche Angaben: von je gegen elf Gegenstimmen und Enthaltungen bei insgesamt hundert Stimmen ist die Rede. Die taz vom 11.6.2004 zitiert einen der Ablehner, Wilfried Grecksch, Rektor der Universität Halle-Wittenberg mit den Worten: "Wenn man Gebühren einführt, muss ein System vorhanden sein, das diese sozial abfedert" -- und für die Unis in den neuen Ländern sei es sehr schwierig, private Spenden einzusammeln. Außerdem glaube er nicht daran, dass dank Gebühren die Etats der Unis stiegen: "Im Gegenzug würden doch sofort öffentliche Zuwendungen gekürzt."

In einer gemeinsamen Presseerklärung sprachen sich fzs und ABS gegen die Gebühren aus; auch das DSW kritisiert den Beschluss.

Was bleibt, ist die Frage, warum die Rektoren, wenn sie meinen, ihr Programm durchsetzen zu können, nicht gleich versuchen, die eine Erhöhung der Hochschuletats durchzusetzen. Denn wenn der Staat die Gebühren nicht gleich wieder wegkürzen, sondern auch noch ein Stipendiensystem für die "sozial Benachteiligten" schaffen und somit den -- indirekt und mit hohem bürokratischen Aufwand -- doch mehr Geld geben würde, könnte mensch sich ja den Aufwand auch sparen und die Etats einfach direkt aufstocken. Eigentlich wissen das die Rektoren auch selber. Warum hier ein derart realitätsfernes Papier verabschiedet wurde, darüber zur Raisonnieren möchte die Redaktion den werten LeserInnen überlassen. [Ein Sonderforschungsbereich politische Endokrinologie könnte hier sicher Interessantes zu Tage fördern...]

Weniger im Mittelpunkt des allgemeinen Interesses steht übrigens ein weiterer Beschluss der HRK: der Rektor der Uni Heidelberg wurde für die Amtsperiode vom 1.8.2004 bis zum 31.7.2006 zum nächsten HRK-Chef gewählt. Heidelberger Rektoren hatten schon immer ein gewisses Sendungsbewusstsein, gerade auch in Sachen Gebühren -- der jetzige Rektor, Peter Hommelhoff, ist hier keine Ausnahme; neben Gebühren tritt er vor allem für "Elite" ein. Doch auch in anderen Bereichen kann man sicher mit Impulsen für die deutsche Hochschullandschaft rechnen.

Mit großem Brimborium wird beispielsweise das Projekt IMPULSE durch die Unispitze promotet. Schwerpunktmäßig wird vor allem etwas umgesetzt, was sich SAP R/3 nennt und vor allem durch seine, wie mensch hört, nach wie vor nicht überwundenen, Startschwierigkeiten auf sich aufmerksam machte. Offiziell sind ein Bestandteil dieses Projekts zur "optimalen und dezentralen Ressourcenverwendung" allerdings auch Haushaltsverhandlungen mit einzelnen Instituten im Rahmen des längst schlingernden neuen Budgetierungsmodells der Uni.

Sie sollten der Ermittlung des Umfangs des im eben verlinkten Artikel erklärten "Verhandlungsteils" dienen, der den nach etwas beliebigen Kriterien berechnete "Formelteil" ergänzen sollte. Ihre praktische Umsetzung erfolgt in so genannten "Begehungen", während derer eine Delegation des Rektorats erst mit den ProfessorInnen, dann mit dem Mittelbau und abschließend mit Studierenden eines Instituts spricht.

Nicht nur bei den Studierenden machte sich bald der Eindruck breit, dass es nicht wirklich etwas zu verhandeln gab. Ja, man wurde den Eindruck nicht los, dass vorher schon alles feststand und es gar nicht mehr drum ging, sich ein Bild dessen zu machen, was vor Ort läuft -- hier etwa der Brief eines Ordinarius ans Rektorat. In anderen Fächern lief es oft nicht weniger aufschlussreich.

Letzter Höhepunkt in dieser Sache: die Nicht-Begehung der Soziologie. Hier wurde die angesetzte Begehung kurzfristig abgesagt. In einer darauf folgenden Institutsversammlung berichtete der Institutsleiter Schluchter, dass die Soziologie nicht gut genug für Heidelberg sei, vielmehr Freiburg viel besser sei. [Nachtrag 29.Juni 04: ein Gespräch mit dem Rektor widergebend, nicht etwa seine eigene Meinung; bei manchen LeserInnen entstand trotz Konjunktiv der Eindruck, es handle sich um Schluchters Meinung.] Außerdem gebe es zu viele Abbrecher, in Rankings schnitte sie zu schlecht ab und zu der schlechten Bibliothek kämen noch Zwistigkeiten im Institut. [Auch hier der Hinweis, dass dies die Meinung des Rektorats ist, seriöse Wissenschaftler berufen sich nicht auf fragwürdige Umfragen im Stile von Zeitschriftenrankings.]

All dies findet man natürlich auch in anderen Instituten. In der Soziologie aber reichte es dazu, Gespräche gar nicht erst aufzunehmen. In dubio pro reo -- ein Grundsatz, der für das Rektorat offenbar nicht zählte. Vielleicht hatte das Rektorat einfach kein Geld mehr zum Verhandeln. Dagegen spricht, dass angeblich in der nächsten Zeit andere Begehungen stattfinden sollen. KennerInnen der Szene vor Ort hegen den Verdacht, dass einzelne Lehrende der Soziologie einen besseren Draht zum Rektorat haben als andere -- in Zeiten von Kürzungen ist so etwas immer gefährlich! Man kann der Soziologie nur wünschen, dass das nicht auch noch weitere Entscheidungen beeinflusst.

Eine gute Nachricht am Ende: die sogenannten Langzeitstudierenden zahlen in Zukunft erst mal weniger: statt bisher 511,23 künftig 500 Euro. Wenn das nicht sozial ist!

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Die Gemeinderatswahl ist vorbei -- die Uniwahl kommt

Wahlen wählen (16.06.2004)

[Bild: Zielgruppen des liberty]

Zielgruppen der neuen SRH-Abfülle (jenseits dessen, "was man gemeinhin unter Kantine, Mensa oder Kasino versteht")

Gemeinderats- wie Europawahl sind nun vorbei, und so steht auch das Spitzenplakat im UNiMUT-Wahlplakateranking 2004 fest. Wer sich für die genauen Wahlergebnisse interessiert, kann sich bei der Gemeinde informieren (übrigens auch für die Europawahl).

Menschen, denen der grobe Überblick reicht, sei verraten, dass die radikale Betonfraktion (CDU, Heidelberger, Freie Wähler und FDP) drei Sitze verloren hat und jetzt nur noch die Hälfte des Gemeinderats ausmacht, während die gemäßigte Betonfraktion (GAL und SPD -- sie wollen lediglich mit dem Burelli-Tunnel Blechlawinen auf den Neckar loslassen) zwei Sitze gewonnen hat. Ein Sitz ist an das Urgestein der Heidelberger Stadtpolitik, Arnulf Lorentz gefallen, leider der einzige für die Bunte Linke Liste, einer noch an die vielleicht etwas unberechenbare Ego-Liste von Ex-Jungunternehmer Derek Cofie-Nunoo. Die andere Ego-Liste, die veritas von Rundschau-Macher Jürgen Gottschling, hat die Hürde nicht nehmen können.

Bemerkenswert an der Europawahl ist vielleicht, dass die Grünen in Heidelberg die SPD deutlich überflügelt haben und nur noch fünf Prozentpunkte hinter der CDU liegen -- der konsequente Rechtsdrall auf Bundesebene zahlt sich offenbar aus. Zu weit sollten es die Grünen aber wohl auch nicht treiben, wollen sie dem Schicksal der Bürgerrechtsbewegung Solidarität entgehen, die mit 0.03% selbst unter den Splitterparteien noch schlecht aussieht. Komisch, dass sich niemand dafür interessiert, wie die Queen gemeinsam mit dem WWF die Goldvorräte der Menschheit an sich raffen möchte, um dann einen neue Steinzeit über die Welt hereinbrechen zu lassen.

A propos eigenartige Ideen. In diese Kategorie gehört auch das im Ländle gültige Unigesetz, das im Groben sagt, dass Studis zu dumm sind, um an der Uni mitzureden, aber halt auch mal wählen sollen. Dass wir gemeinsam mit der FSK das anders sehen, muss wohl nicht betont werden -- wohl aber, dass es demnächst soweit ist mit diesen Wahlen: Sie finden am nächsten Dienstag (dem 22.6.) statt.

Farce hin, Posse her, wie jedes Jahr geht es doch um etwas! Nämlich darum, die Studis in den Gremien zu haben, die vor allem Detailfragen genug Hintergrundwissen haben, um noch ein wenig Einfluss nehmen zu können; das heißt in Heidelberg auch, das alternative und sinnvolle FSK-Modell zu bestätigen, in dem eben diese Informationen gesammelt und weitergegeben werden. Also: geht wählen, und wählt eure Fachschaft in den Fakultätsrat und die FSK oder vielleicht die Jusos in den Senat.

Von Experimenten mit anderen Listen möchten wir abraten. Insbesondere wollen wir, um Enttäuschungen nach dem Kreuzchen vorzubeugen, erwähnen, dass die hiesige Grüne Hochschulgruppe treu auf Parteilinie liegt und damit insbesondere auch Studiengebühren befürwortet. Um diese geht es zwar in den hier zur Wahl stehenden Gremien nicht, was aber auch nur zur einer gewissen Apathie der Grünen (wie des RCDS) angesichts der realen Fragen einer Uni führt. Zudem mag die Autoritätshörigkeit, die so erkennbar wird, schon ahnen lassen, dass die Standfestigkeit, die mensch als einsameR Studi gegen jede Menge Profs in den Gremien dringend braucht, hier nicht überentwickelt ist. Und schließlich sollte man Leute in die Gremien wählen, die dort auch was tun.

Also: Bestätigt das unabhängige Modell (dem ihr nebenher auch den UNiMUT und die Unterstützung manch anderer studentischen Initiative verdankt), engagiert euch in den Fachschaften und sorgt am 22.6. dafür, dass diese auch uniweit in den Gremien vertreten sind. Wo ihr wählen könnt, erfahrt ihr bei der Zentralen Uni-Verwaltung. Und nehmt irgendeine Sorte von Ausweis mit.

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Ergebnisse der Wahlen zum Senat und zu den Fakultätsräten

Knappe Mehrheit fürs unabhängige Modell (24.06.2004)

[Bild: Wahlbeteiligung und Stimmanteile]

Die Gremienwahlen liegen nun auch für 2004 hinter uns. Bei den Senatswahlen haben die das unabhängige Modell -- und damit eine uniweite Vertretung der Fachschaften -- unterstützenden Listen (FSK und Jusos) wieder eine Mehrheit, so dass es in Heidelberg für ein weiteres Jahr eine sinnvolle und kompetente Gremienarbeit von unten geben kann (ob es sie wirklich gibt, liegt natürlich wie immer in euren Händen, denn diese Arbeit lebt von eurer Zuarbeit).

Die Grüne Hochschulgruppe hat ihren Stimmanteil nochmal ausbauen können, was wohl auch darauf zurückzuführen ist, dass sie weder ihre Programmatik noch ihre tatsächlichen Gremienaktivitäten im letzten Jahr sonderlich offenherzig verbreitet haben. Der RCDS hat prozentual leicht verloren, was aber nur eine Folge der höheren Wahlbeteiligung ist (tatsächlich haben rund 300 Studis mehr ihr Kreuz bei den MerkeljüngerInnen hinterlassen) und auch dort sicher nicht mit der tatsächlichen Gremienaktivität zusammen hängt. Die beiden liberalen Listen haben zusammengenommen 539 Stimmen bekommen und damit knapp gegenüber den 542 der Liberalen Liste im letzten Jahr verloren. Da erheblich mehr WählerInnen den Weg zur Urne gefunden haben, ist ihr Stimmanteil aber deutlich eingebrochen.

Bei den Wahlen zu den Fakultätsräten hat sich hingegen Erhebliches getan, denn der RCDS konnte die Zahl seiner Sitze glatt verdoppeln. Er hat jetzt zwei, einen schon traditionell in der juristischen Fakultät, einen etwas überraschend bei den Biowissenschaften. Die restlichen der insgesamt 72 Sitze halten aber nach wie vor die Fachschaften -- und das ist ja ganz zweifellos gut so.

Wie oben schon angedeutet, ist die Wahlbeteiligung bei den Wahlen zum Senat gegenüber 2003 dramatisch angestiegen auf, nämlich um über 4 Prozentpunkte oder über die Hälfte auf 12,28%. Manch einE DemokratietheoretikerIn könnte nun mutmaßen, dies habe an den den eifrigen Wahlkampfbemühungen gelegen. Wir aber wissen es -- schon aus der historischen Erfahrung der statistischen Unabhängigkeit der Frequenz von Wahlständen oder -plakaten auf der einen und der Wahlbeteiligung auf der anderen Seite -- besser: Hauptgrund war wohl, dass aufgrund einer Initiative einiger Fachschafter und Jusos einige Tage vor der Wahl eine vom Rektorat genehmigte E-Mail an alle Studieren mit Adressen am URZ ging und zur Wahl aufrief. Auch wenn diese bei den Hütern des "großen" Verteilers beim ZSW verhunzt wurde (Tipp: Wenn ihr Mails in ISO Latin-1 versendet, deklariert in den Mailheadern nicht, dass sie in ASCII kodiert seien), hatte sie wohl doch einen profunden Mobilisierungseffekt. Da ansonsten über diesen großen Verteiler neben nicht ganz uninteressanten "Newslettern" vor allem Unsinn wie Ausschreibungen zu neuen "CHE Mega Competition Awards" läuft, sieht auch die Redaktion, die eigentlich nicht wirklich bestellte Massenmails recht frech findet, nochmal über die Erkundungen der Grenzen der Netiquette hinweg.

Eine weit höhere Wahlbeteiligung hätten allerdings die Wahllokale auch nicht bewältigen können: in der Altstadt gab es nur zwei Wahlräume, wovon vor Wahlraum 1A eigentlich immer eine lange Schlange war, die auch einige vom Wählen abhielt. Nur nebenbei: in alten Mæren wird gesagt, dass es nicht nur ein zusätzliches Wahllokal im Psychologischen Institut am Bunsenplatz gab, sondern auch die Wahlen zwei oder gar drei Tage dauerten.

Auch im Neuenheimer Feld bildeten sich Schlangen. Die höchste studentische Wahlbeteiligung nach Fakultäten hat -- Gott vergelt´s -- traditionell die Theologische Fakultät; 25,1% der Theologie-Studierenden gingen zur Wahl, eine Steigerung um knapp 3% im Vergleich zu 22,5% im Vorjahr. Schlusslicht bei der studentischen Wahlbeteiligung ist -- seit der Umstrukturierung der Fakultäten auch schon geradezu traditionell -- die Fakultät für Verhaltens- und empirische Kulturwissenschaften. Hier schlägt zum Teil vielleicht durch, dass die Ethnologie-Studierenden im Neuenheimer Feld wählen müssen, während ihr Seminar in der Sandgasse liegt. Die anderen Fächer der Fakultät liegen in der Region des Bunsenplatzes, wählen aber in der neuen Uni, was vielleicht auch etwas weit ist.

Nur die Sport-Studierenden wählen institutsnäher -- im Neuenheimer Feld. Die Jura-Studierenden, deren größtes Institut sogar noch hinter dem Bunsenplatz liegt, haben aber zu 11,5% gewählt - wenn auch weniger als im Vorjahr mit 13,1%. Rückläufig ist ansonsten nur noch das Ergebnis der Fakultät für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften: 12,2% im Vergleich zu 13,6% im Vorjahr. Oder lag es an den langen Schlangen, die sich für Juristen und Volkswirte nicht rechnen?

Schließlich, für Menschen, die noch keine Führungsinformationssysteme brauchen, hier noch ein paar Zahlen ohne Illustration:

ListeStimmanteilgegen 2003Sitze "AStA"Sitze Senat
FSK41,5+4.252
Grüne22,5+1.731
RCDS16.9-1.421
Jusos13,2-2.51 
LHG4,3-3.91  
LBHG1,7+1.7  

1 Im letzten Jahr nicht als LHG angetreten, Vergleichszahl für Liberale Liste.

Nachtrag (12.7.2004): Der für uns überraschende RCDS-Sitz in der Bio-Fakultät hat übrigens eine relativ natürliche Erklärung. Der Mensch, der den Posten ausfüllt, kommt von der FS Molekulare Biotechnologie und zieht sozusagen für diese und gemäß dem fakultätsinternen Verteilungsschlüssel der Fachschaften an der Fakultät in den Fakrat ein. Warum er dringend auf der RCDS-Liste kandidieren wollte, ist uns allerdings immer noch ein Rätsel.

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Dieser Artikel wurde zitiert am: 13.07.2005

Leistungsträger der Uni, der Finanzbuchhaltung und der Studierenden

Wusstet Ihr schon... (30.06.2004)

...dass "solche Leistungen in erster Linie durch den Einsatz, den Sie, die Professorinnen und Professoren, tagtäglich bringen" möglich werden? "Solche Leistungen" sind, wie MWK-Chef Frankenberg in einem Schreiben an die Profs im Lande ausführt, gute Plätze in Rankings. Es ist immer wieder faszinierend, wie viel Verwirrung auf minimalem Raum aus dem Mittnachtbau -- dort sitzt Frankenberg und denkt sich seinen Mumpitz aus -- dringt. Der Brief übrigens sollte Werbung für Frankenbergs neues LHG machen. Gut, dass Frankenberg nur bei Profs Werbung macht.

...dass das Semesterticket zum Wintersemester 2005/06 wieder mal teuerer werden soll? Von weit über 100 Euro pro Stück ist zur Zeit die Rede. Wenn ihr in dieser Angelegenheit etwas unternehmen wollt (oder auch verhindern möchtet, dass das Ticket ausläuft, weil der VRN zu gierig wird), wendet euch an die Redaktion -- bisher kümmert sich nämlich von Studiseite noch keineR wirklich drum.

...dass sich andernorts durchaus etwas tut angesichts der dreisten Kürzung der WiHi-Bezahlung? In Karlsruhe etwa fanden sich 150 Leute zu einer WiHi-VV ein, in Ulm hat sich eine Aktionsgruppe gebildet, und vom 5. bis zum 9.7. soll es auch eine landesweite Aktionswoche geben. Wenn Heidelberg dabei sein soll, wirst allerdings du dich drum kümmern müssen.

...dass sogar auf der berüchtigten (Möchtegern-) Hacker-Klatschbörse slashdot dann und wann tiefe Weisheiten stehen? Als neulich das Gerücht aufkam, Microsoft wolle den R/3-Macher SAP kaufen und anschließend gleich zerstreut wurde, hieß es in einem Kommentar: "At least Microsoft ran away in time and were smart enough to realize that even they could not integrate with SAP. This is in sharp contrast to most companies who deal with SAP that end up spending up to 2 billion dollars for a product that doesn't even work." Nun, 2 Millarden Dollar hat die Uni noch nicht in ihre R/3-Anwendung IMPULSE (mitsamt dem neuen Budgetierungsmodell) gesteckt, aber funktionieren tut es trotzdem nicht.

...dass Studis Urlaubsgeld bekommen können, auch in Zeiten, in denen es allen anderen gestrichen wird? Nun, ihr müsst dafür auch euer Zimmer TeilnehmerInnen des allsommerlich von der Uni veranstalteten internationalen Ferienkurses für deutsche Sprache und Kultur zur Verfügung stellen, und zwar für einen Monat vom 28.7. bis zum 27.8. Da dies möglicherweise gerade mit eurem Urlaub zusammenfällt und ihr eine Monatsmiete bekommt, kombiniert ihr so ein (bei den hiesigen Mieten wohl auch noch fürstliches) Urlaubsgeld mit Wohltaten für die Uni Heidelberg und die Völkerverständigung. Nähere Infos bekommt ihr bei zimmerfk@zuv.uni-heidelberg.de.

...dass sich reiche Leute nie langweilen müssen? Nein, wenn ihnen gerade nichts Besseres einfällt, schreiben sie einen Wettbewerb aus, und das führt dann zu Preisen für "Die beste Pressearbeit zu Duschlotionen" (wir übertreiben nicht). Der Unisponsor Manfred Lautenschläger hat seinen Zockerladen MLP jetzt einen Preis für die "Beste Studentenzeitung" ausschreiben lassen. Wir können da nicht mitmachen, weil bei uns auch Frauen schreiben und lesen. Wenn ihr uns trotzdem vorschlagen wollt: MLPs Webserver wartet auf euch.

...dass es wieder Zeit ist, euer Projekt zu beschreiben? Jedenfalls, wenn euer Projekt von Studis aus Heidelberg getragen ist und Studierenden in Heidelberg zugute kommt. Dann nämlich könnt ihr den Preis der Freunde gewinnen (vgl. die Webseite der Förderer), und das sind immerhin 2500 Euro. Der Nutzen ist erheblich: den Preisträgern von 2002, URRmEL, rettete das Geld der Freunde während ihres Umzugs das Genick.

Walter I. Schönlein

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