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UNiMUT 73 vom 13.7.93

Inhalt

Editorial

Das war das neunte Semester UNiMUT. UNiMUT ist damit wohl Langzeitstudi. Über Zwangsexmatrikulation wird bereits nachgedacht. Den RedakteurInnen ist der UNiMUT zwar wichtiger als ihre Studienzeit, aber im Winter-Semester soll es doch etwas weniger werden. Deshalb wird für nächstes Semester ein weiteres Redaktionsteam gesucht, damit auch weiterhin alle zwei Wochen ein UNiMUT erscheint. Gesucht werden mindestens zwei unerschrockene NachtarbeiterInnen oder Leute, die früher fertig werden. Der UNiMUT ist eine fachschaftsnahe Zeitung, die RedakteurInnen sollten das auch sein. Vor allem aber ist Initiative gefragt, Spaß am Zeitungmachen und Interesse am Unileben. Erfolgserlebnisse bleiben bestimmt nicht aus, Frust genausowenig. Meldet Euch am besten mal im ZFB oder bei Eurer Fachschaft.

Erstmal wünschen wir allerdings schöne Ferien oder alles Gute bei dem, was Ihr sonst so macht (machen müßt).

Der nächste UNiMUT erscheint am 27. Oktober, oder früher, falls Wissenschaftsminister Trotha die Uni aus Kostengründen schließt.

Michael, Christiane


In Zukunft:

Gerechterer Kaffee für alle?

Verwaltungsrat entscheidet am 15. Juli

Gewichtige Gründe, einige ProfessorInnen, viele Fachschaften und Initiativen, sowie Tausende Studierende für die Einführung des gerechter gehandelten Kaffees in Heidelberger Uni-Cafeterien - sollte das immer noch nicht reichen?

Wenn am nächsten Donnerstag der studentische Vertreter in der Verwaltungsratssitzung des Studentenwerks den Antrag stellen wird, in allen Cafeterien der Heidelberger Uni möge gerechter gehandelter Kaffee eingeführt werden (siehe Kasten), so tut er das mit dem beruhigenden Gefühl, daß diese Entscheidung von den Fachschaften und von 95% der Studierenden (laut Umfrage) getragen wird.

Seit über zwei Jahren bemühen sich die Studierenden ihren Lieblingskaffee in allen Cafeterien des Studiwerks trinken zu dürfen, doch bis heute bleibt der Ausschank des beliebten "Mexico-Kaffees" auf drei, eher lieblos behandelte Cafeterien, beschränkt. Von diesen sind zur Zeit (wieder mal) zwei geschlossen und so wird es auch über die Ferien bleiben.

Wir haben in den letzten Wochen Fachschaften und Lehrende der Uni Heidelberg um ihre Meinung zu der Einführung des gerechter gehandelten Kaffees gebeten, Auszüge aus diesen Stellungnahmen (lange nicht aus allen) möchten wir hier veröffentlichen. Praktisch alle haben geantwortet, die Resonanz war uneingeschränkt positiv.

Die Verschiebung der "Terms of Trade"

"...; schließlich wäre dies (die Einführung des "gerechter gehandelten Kaffees") eine der wenigen Möglichkeiten die ungerechten terms of trade im Welthandel zugunsten der Länder der sog. "Dritten Welt" - wenn auch nur in geringen Maße - zu korrigieren." (Prof. Dr. F. Gewecke, Romanisches Seminar)

Hinter diesem Begriff verbirgt sich der Verfall der Rohstoffpreise während der letzten Jahre, bei gleichzeitigem Anstieg der Kosten, die für den Erwerb von industriell gefertigten Gütern zu bezahlen sind. Da Rohstoffe klassische Exportgüter der "Entwicklungsländer" sind, hat sich deren Situation in einer relativ kurzen Zeitspanne dramatisch verschlechtert. Besonders zu spüren bekamen dies die ErzeugerInnen von Kakao und Kaffee, deren Erlös momentan nicht einmal die Herstellungskosten deckt. Laut statistischem Bundesamt sei, verglichen mit 1980, der Bundesrepublik im vorigen Jahr "ein Handelsvorteil gegenüber den Entwicklungsländern von insgesamt 30,9 Milliarden Mark" entstanden, das entspricht dem Vierfachen der Bonner Entwicklungshilfe (nach FR vom 1.7.1993).

Von der Theorie zur Praxis

"Die Entwicklungschancen der Länder der Dritten Welt hängen zu einem guten Teil von der Struktur des Welthandels ab. Diese alte entwicklungspolitische Einsicht läßt sich bestens an den Erzeugerpreisen und Erlösen exemplifizieren, welche die Entwicklungsländer für ihre Primärgüter erhalten. Und der Kaffee ist ohne Zweifel gut gewählt, um den Zusammenhang von Unterentwicklung und Entwicklung über den internationalen Markt zu verdeutlichen. Ihre Initiative finde ich deshalb im Prinzip in doppelter Hinsicht unterstützenswert: zum einen hinsichtlich der Bewußtmachung des angesprochenen Zusammenhangs, zum anderen hinsichtlich der Umsetzung einer theoretischen Einsicht in ein solidarisches Handeln zugunsten von Bevölkerungsgruppen, denen über das Weltmarktgeschehen Entwicklungsressourcen und -chancen genommen werden." (Prof. Dr. D. Nohlen, Institut für Politische Wissenschaft )

"Der 'gerechter gehandelte Kaffee' ist ein vielversprechendes Modell für Hilfe zur Selbsthilfe, für die Lockerung des Circulus vitiosus aus Armut, fehlender Bildung, Krankheit und Rechtlosigkeit in weiten Teilen der Welt." (Prof. Dr. H. Schirmer, Tropenmediziner, Dekan der Fakultät für Naturwissenschaftliche Medizin)

Frustrierende Forschung

"Die Mehrzahl der Krankheiten in Entwicklungsländern sind Krankheiten der Armut. Medizinische Entwicklungshilfe ist wirkungslos, wenn sie nicht mit Maßnahmen der Armutsbekämpfung verbunden ist. Eine entscheidende Maßnahme, um die Verarmung der Bauern der Entwicklungsländer zu verhindern sind faire Preise für ihre Produkte. In diesem Sinne ist Kaffee aus gerechtem Handel ein wirkungsvoller Beitrag zur Gesundheit der Menschen in Entwicklungsländern."

(Mitarbeiter des Institutes für Tropenhygiene und Öffentliches Gesundheitswesen )

"In unserem Studium der Geographie hören wir es in Seminaren und Vorlesungen, wir sehen es während der Exkursionen in die "Dritte" Welt: der Weltmarkt, so wie er momentan besteht, geht nicht in Ordnung!" (STING (Studentische Initiative in der Geographie))

WissenschaftlerInnen der Heidelberger Universität, die sich mit Ländern der "Dritten Welt" beschäftigen, stellen unabhängig von ihrer spezifischen Fachrichtung fest, daß aufgrund der herrschenden (Un)Ordnung des Weltmarkts ihre Arbeit an Wert verliert und oft ins Leere läuft.

Biologischer Anbau

"Schluß mit dem Kaffeegenuß zu Kosten der ErzeugerInnen und unserer Umwelt." (Frauen-Referat der PH)

Ein wichtiger Aspekt des Mexico-Kaffees ist der vollständige Verzicht auf den Einsatz synthetischen Düngers oder Pestiziden bei dessen Anbau. Dieses Ziel wird durch eine Mischkultur von Kaffeepflanzen, Bananenbäumen und bereits vorhandenen Laubbäumen erreicht. Der existierende Wald wird bei dieser Methode nicht gerodet. Diese Maßnahme ist nicht nur für die MexikanerInnen von Bedeutung, sondern betrifft auch uns; klimatische Veränderungen machen vor Landesgrenzen nicht halt.

Bildung

"...Diese Unabhängigkeit der Erzeuger trägt massiv zum Abbau des Analphabetentums in diesen Ländern (Schwerpunkt am EWS!) bei. Sie erlaubt den Familien ihre Kinder in die Schule und nicht auf die Felder zu schicken. (Fachschaft am Erziehungswissenschaftlichen Seminar)

"Wir als Studierende wollen die in den Projekten enthaltene Förderung von Bildungseinrichtungen unterstützen." (Fachschaft Islamwissenschaften)

Für Studierende hat die Möglichkeit zur Bildung eine besondere Bedeutung. Bei dem Mexico-Kaffee wird mit einem Teil des Gewinns eine "Kaffee-Hochschule" eingerichtet und ausgestattet. Kinder der LandarbeiterInnen der Genossenschaft haben dort die Möglichkeit ihr Wissen über Kaffee auszubauen. Die dort erworbenen Kenntnisse, insbesondere des ökologischen Landbaus, tragen sie später in die Gemeinschaft zurück.

Eine Frage der Würde

"Es ist nicht länger zu vertreten, daß wir die Armut und den Hunger in der Dritten Welt beklagen, aber selbst von ihrer Armut (z.B. durch Trinken von billigem Kaffee) skrupellos profitieren." (Öko-Gruppe-PH)

Wenn von Ausbeutung gesprochen wird, ist oft die Rede von dem "Verlust der Menschenwürde". Gemeint ist in der Regel der Ausgebeutete.

Zunehmend entwürdigend aber finden es Studierende auch, das Elend anderer auszunutzen. Eine Unterstützung gerechterer Handels-Beziehungen, ist für sie eine Rückgewinnung der menschlichen Würde - für beide Seiten.

Eine Frage des Geschmacks

"... und außerdem schmeckt er besser" (Fachschaft Philosophie)

Die bisher gemachten Erfahrungen mit dem Mexico-Kaffee sind durchweg positiv. Immer wieder, nicht zuletzt in Umfragen, wurde von Seiten der studentischen KaffeekonsumentInnen (also der ExpertInnen) bestätigt, daß der Mexico-Kaffee besser schmecke, als der herkömmliche. Ob es daran liegt, daß es sich dabei um einen, international am höchsten geschätzten, unvermischten Hochlandkaffee der Sorte "Arabica" handelt, oder ob Gerechtigkeit eben doch einen anderen Geschmack hat, konnte nicht herausgefunden werden.

Studentische Initiativen

"In unserem selbstverwalteten Café schenken wir natürlich Kaffee zu fairen Einkaufspreisen aus. Der Aufpreis wird von allen Studierenden akzeptiert." (Fachschaft Medizin KLIMA) (Inhaltlich identische Information von den Fachschaften Anglistik, EWS, Math/Phys, Politologie und Theologie)

Überall dort, wo Studierende selbst die Möglichkeit haben, in selbstverwalteten Cafeterien über die Art des verwendeten Kaffees zu entscheiden, wählen sie gerechter gehandelten Kaffee. Durchweg wird dieser Weg von den KonsumentInnen durch die Zahlung des Mehrbetrags unterstützt, von Beschwerden wurde nie berichtet. Im Vergleich zu den Cafeterien des Studiwerks sind die umgesetzten Mengen natürlich sehr bescheiden - aber es zeigt die Richtung.

"Wir sind der Meinung, daß eine öffentliche Einrichtung wie die Universität unbedingt vorbildhaften Charakter haben muß..." (Fachschaft des ethnologischen Seminars)

"Wenn der Bundestag den Kaffee trinkt, wollen wir ihn auch." (Fachschaft Chemie)

Als vor zwei Jahren der Mexico-Kaffee in einigen Cafeterien eingeführt wurde, gehörte das Heidelberger Studiwerk zu den ersten. Inzwischen hat sich viel getan. Das Umweltministerium, der Bundestag und der rheinland-pfälzische Landtag haben ebenso vollständig auf gerechter gehandelten Kaffee umgestellt wie Studiwerke anderer Universitäten. Heidelberg fällt zur Zeit zurück - das kann sich ändern.

"Bei entsprechender Öffentlichkeitsarbeit mit Ankündigung einer Umstellung ... Kann das Studentenwerk insbesondere beim Kaffee nicht nur mit der Akzeptanz der StudentInnen, sondern mit deren vollen Unterstützung rechnen." (Fachschaft Anglistik )

"Der Pro-Tasse-Preisaufschlag in den Cafeterien wird von uns in Kauf genommen und ist somit kein Argument der Gegenseite." (Fachschaft am EWS)

Die Erfahrung seit Einführung des gerechter gehandelten Kaffees in Heidelberg zeigt, daß die überwiegende Mehrzahl der Studierenden hinter "ihrem" Mexico-Kaffee steht. Dies zeigten mehrere Umfragen, zuletzt sprachen sich 95% der Studierenden für die Einführung dieses Kaffees in allen Einrichtungen des Studiwerks aus und wären bereit den damit verbundenen Preisaufschlag zu akzeptieren. Viele Fachschaften betonen, daß die Studierenden ihres Fachbereichs eine Umstellung auf gerechteren Kaffee voll unterstützen. Überwältigend war die Zustimmung auf der letzten Vollversammlung, als nur ein Student gegen die komplette Umstellung der Cafeterien votierte, bei keiner Enthaltung. Eigentlich sollte das reichen.

"Es gibt keinen einzigen Grund weiterhin den Verkauf von 3.-Welt-Kaffee in den Uni-Cafeterien zu verweigern." (ASTA der PH )

Oder: Wo ist das Problem?

Nun könnte man annehmen, es reiche aus, wenn die Studierenden sich in eindrucksvoller Weise für den Kaffee aussprechen und sich bereit erklären die Mehrkosten zu tragen. Weit gefehlt!

Die Entscheidung liegt nämlich nicht bei den Betroffenen, also bei uns, sondern in den Händen des Verwaltungsrats des Studiwerks, der am Donnerstag, 15.7. auf Antrag der studentischen Vertreter über die Annahme der sieben Kriterien zur Einführung des ersehnten Kaffees entscheiden wird. Leider sitzen in diesem Gremium nur zwei Vertreter der Studierenden, zusammen mit den Rektoren der Uni HD und der PH, dem Geschäftsführer des Studentenwerks, einem weiteren Professor, einer/m VertreterIn der Stadt und der Direktor der Deutschen Bank HD (ja, ja, Ihr lest recht). Diese dürfen darüber befinden, welcher Kaffee uns zu munden hat.

In der vorhergehenden Sitzung der VertreterInnenversammlung wird über den Antrag diskutiert werden. Da diese öffentlich ist, haben die Studierenden immerhin die Möglichkeit die Diskussion zu verfolgen. Start ist um 8.30 Uhr, wir sollten nicht fehlen.

"Die Fachschaft Jura würde sich bei der Einführung des Mexico-Kaffees bereit erklären, das Studentenwerk für den Friedensnobelpreis vorzuschlagen." (Fachschaft Jura)

Es gibt auch Aufforderungen, sich nicht auf die Einführung des Kaffees in den Cafeterien zu beschränken:

Warum stößt der gerechter gehandelte Kaffee bei so vielen Geschäftsführern von Studiwerken auf Widerstand?

Was passiert....

...wenn eine alternative Handelsorganisation (Not-for-profit-Organisation), sie sei im folgenden AH genannt, an den Geschäftsführer eines Studiwerks (nicht das Heidelberger!!) herantritt, um sich und ihr Produkt "Kaffee aus gerechterem Handel" vorzustellen?

a) Der Geschäftsführer ist überzeugt und führt Kaffee aus gerechterem Handel an allen Cafeterien der Uni ein.

Völlig falsch

b) Der Geschäftsführer nutzt die Gelegenheit seine Zweifel und Bedenken gegenüber der AH zu äußern und gibt dieser die Möglichkeit, Stellung nehmen zu dürfen. Was den Kaffee betrifft, sollen die Studis selbst entscheiden, da sie auch den Mehrpreis tragen müssen.

Falsch, schön wär's

c) Der Geschäftsführer bleibt ablehnend, rät aber der AH, sich mit den anderen Studiwerken selbst in Verbindung zu setzen. Als die AH das mit Berufung auf ihn tut, fühlt er sich falsch ausgelegt, da er die AH keinesfalls "empfohlen" hätte. Er distanziert sich deshalb in einem Brief an alle seine Kollegen von der AH.

Auch falsch

d) Wie c). Soweit könnte mensch die Sache ja noch verstehen. Wenn er jedoch in diesem Brief an alle Studiwerke nicht nur seine "Zweifel" gegenüber der AH äußert, sondern die Gelegenheit nutzt, diese als unseriösen, betrügerischen Anbieter mit Produkten mangelnder Qualität zu verleumden, so sprengt dies den Rahmen fairen Verhaltens.

In diesem Brief tauchen außerdem Behauptungen auf (z.B. Dritte Welt Läden würden an dem in den Mensen verkauften Kaffee verdienen), die in dem stattgefundenen Gespräch bereits korrigiert worden sind (Weltläden haben vom Mensakaffee finanziell keine Vorteile). So wurden bewußt Unwahrheiten verbreitet und es drängt sich die Frage auf welche Absicht damit verfolgt werden sollte.

Diesen Brief hat es wirklich gegeben (August '91), und er hat seine Wirkung nicht verfehlt. Geschrieben wurde er vom Geschäftsführer des Studiwerks Düsseldorf. Ob die Gegendarstellung der AH (in Wirklichkeit die Gesellschaft zur Förderung der Partnerschaft mit der Dritten Welt mbH, GEPA), die ebenfalls an alle Studiwerke verschickt wurde, dort gelesen wurde, mag bezweifelt werden. Denn dieser Brief hatte zur Folge, daß bis heute (1993!!!) an fast allen Unis Studierende, die sich für die Einführung von Kaffee aus gerechterem Handel einsetzen, wie an einer unsichtbaren Mauer abprallen.

Somit ist es einem Menschen mit nur einem Brief gelungen, fast alle Uni-Cafeterien für Kaffee aus gerechterem Handel dicht zu machen. Dies deckt sich vielleicht nur zufällig mit den Interessen des deutschen Kaffeeverbandes.

"Wir fordern daher alle auf, sich nicht nur im Studentenwerk Heidelberg, sondern auch in anderen entscheidenden oder einflußreichen Gremien oder Zusammenhängen für die Einführung sozial- und umweltverträglich angebauten, weiterverarbeiteten und gehandelten Kaffee einzusetzen." (Fachschaft Germanistik)

Kurze Geschichte des alternativ gehandelten Kaffees an den Cafeterien der Uni Heidelberg

Dez. 90 Erste Gespräche von zwei FSK-Mitgliedern mit VertreterInnen des Studentenwerks (Noch gab es keine Berührungsängste).
SS 91 Die Premiere !!! Einführung alternativ gehandelten Kaffees in den NichtraucherInnen-Cafeterien der Triplex -Mensa und im Neuenheimer Feld. Eine Umfrage ergibt, daß der Mexico-Kaffee sowohl preis- als auch geschmacksmäßig ankommt.
WS 91/92 Der Mexico-Kaffee ist weg - ohne Begründung ! Mit mehr als 2500 Unterschriften fordern die Studis die Wiedereinführung, was auch gelang.
Jan. 93 Das Lesecafe im Studihaus wird ebenfalls umgestellt.
Feb. 93 Handel braucht Gerechtigkeit Kaffeeaktionswoche mit Kaffeeparcours und Abend-Veranstaltungen. Laut Umfrage ergab sich eine 95prozentige Akzeptanz.
SS 93 Warum nicht die ganze Uni ??? Wir streben die Umstellung an, mit zahlreichen Gesprächen (bzw. versuchten Gesprächen - Kaffee als Reizthema?), Briefen und Unimut-Artikeln. Während der Sommeruni workshop zum Thema Kaffee und Kaffeeparcours.
Juli 93 Wer wagt gewinnt ! (???) Antrag des studentischen Vertreters an den Verwaltungsrat des Studiwerks: Entschieden werden soll über die Aufnahme von sieben Kriterien für den Einkauf von Kaffee, die die Umstellung aller Uni-Cafeterien ermöglichen.
15.Juli 93 Entscheidung des Verwaltungsrats (Wie ???)

Der Antrag

Heidelberg, im Juli 1993

Konkret folgender Antrag wird im Verwaltungsrat des Studiwerkes gestellt:

Antrag auf die Beachtung folgender Kriterien bei künftigen Kaffee-Einkäufen des Studentenwerks Heidelberg

Der Verwaltungsrat des Studentenwerks möge beschließen:
Das Studentenwerk Heidelberg beachtet bei allen künftigen Ausschreibungen in Bezug auf Kaffeeangebote folgende Kriterien:

Bei der Kaffeeproduktion:

1. Der Kaffee stammt aus kleinbäuerlichen Betrieben, die sich zusammengeschlossen haben und sich für eine menschenwürdige Produktion einsetzen. Der Anbau von Grundnahrungsmitteln darf nicht zugunsten der Kaffeeproduktion vernachlässigt werden.

2. Der Kaffee soll aus biologischem Anbau stammen.

An die Handelsorganisation, die den Kaffee liefert, werden folgende Bedingungen gestellt :

3. Kaffeeherkunft, Abnahmebedingungen und Preiskalkulation werden offengelegt.

4. Mit den Anbauorganisationen werden langfristige, mehrjährige Abnahmeverträge ohne Preisspekulation geschlossen.

5. Der Anbauorganisation werden Preise gezahlt, die den Produktionskosten des Rohkaffees mindestens entsprechen. Derzeit wird die Orientierung am Preisniveau von TransFair (126c/lb FOB für Arabica und 112 c/lb FOB für Robusta) als Mindestpreis vorgenommen. Dabei soll gewährleistet sein, daß die Produzierenden angemessen entlohnt werden.

6. Auf Wunsch der Produzierenden wird eine teilweise Vorauszahlung für den Kaffee geleistet.

7. Der Kaffee soll in einem Mehrwegsystem (z.B. Pfandeimer) geliefert werden.


Was nichts kostet, ist nichts wert?

Den Satz "Was nichts kostet, ist nichts wert!" hören zu müssen, ärgert viele, aber warum eigentlich? Welches Denken steht dahinter, wenn jemand so redet. Dieser Text soll ein Versuch sein, dieses Denken zu analysieren. These:

Wer so zu reden anfängt, hat die Logik des Marktes, die sich zur Zeit noch immer weiter in die Köpfe der Menschen und in die Realität drängt, so sehr verinnerlicht, daß er zu ihrem Instrument geworden ist.

Was heißt denn eigentlich "wert sein" - was ist das: "Wert"?

Die beiden Bedeutungen von Wert

Die eine Bedeutung von Wert ist der Gebrauchswert, den die Dinge (Brötchen, Äpfel, Schuhe, Bildung, Sonne und Luft) für die Menschen haben. Brötchen machen satt & schmecken (im besten Fall) gut, Sonne wärmt, Luft ist zum Atem gut (solange die Verpestung gering war), Bildung ist gut, um sich in der Welt auszukennen: wie funktioniert was und warum oder warum nicht etc. Der Gebrauchswert ist etwas qualitatives, er erfüllt bestimmte Bedürfnisse.

Daneben gibt es aber noch eine zweite Bedeutung von Wert, das ist der Tauschwert. Einen Tauschwert hat eine Sache, wenn ich sie tauschen kann, zur Zeit geht das meist über Kaufen und Verkaufen. Der Tauschwert kann gemessen werden in den Einheiten dessen, wogegen ich es tauschen kann, heutzutage ist das fast immer Geld. Der Tauschwert ist also ein quantitativer Wert. Um den Tauschwert realisieren zu können, muß es einen Markt für das Ding geben - damit ich es kaufen/vekaufen kann.

Vereinbar oder unvereinbar?

Was passiert aber nun mit dem Gebrauchswert, wenn der Tauschwert wichtig wird? Stellen wir uns eine Welt vor, in der die Menschen sich das schenken, was sie zum Leben brauchen, z.B. Schuhe, Brot etc. Solange ein Schuster Schuhe herstellt, weil er gute Schuhe machen will, kann ich relativ sicher sein, daß er sein ganzes Können darauf verwendet, gute Schuhe zu machen, sein Ruf hängt ja davon ab.

Sprung in unsere Welt: werden die Schuhe für einen Schuhmarkt produziert, wird er viele Schuhe machen wollen, um davon leben zu können. Er muß ja von dem Erlös sich die anderen Lebensmittel beschaffen. Möglicherweise verschlechtert sich die Qualität der Schuhe. Aber abgesehen davon: Egal nun, ob die Schuhe gut sind oder nicht, ich werde immer den Verdacht haben, daß sie schlecht sind, weil ich ja genau weiß, daß sie letztendlich wegen ihres Tauschwertes produziert wurden, und nicht wegen ihres Gebrauchswertes. Der muß zwar immer dabei sein, sonst würde die Schuhe niemand kaufen, aber er ist nicht der eigentliche Zweck. Um diesen Verdacht auszulöschen, müssen die Schuhe gut aussehen - danach kaufe ich sie ja. Wichtiger als der wirkliche Gebrauchswert eines Gegenstandes selbst wird jetzt der schöne Schein dieses Gegenstandes - wenigstens für den Schuster gilt das.

Tendenziell verdrängt der scheinbare Gebrauchswert (als Instrument des Tauschwertes) den realen Gebrauchswert und außerdem überlagert der Tauschwert den Gebrauchswert.

Das Cola-Beispiel

Fast gelungen ist diese Verdrängung z.B. bei gewissen "Erfrischungsgetränken" mit einem rot-weißen Schriftzug: hier trinken wir nicht mehr ein süßlich-braunes Gesöff, sondern das Versprechen des "Enjoy!" und "Pause", als das es uns angepriesen wird. Übringens wird hier sichtbar, daß die Anpreisungen eines scheinbaren Gebrauchswertes per Werbung permanent fortgesetzt werden müssen, damit der Schein aufrecht erhalten werden kann. Überdies muß die Werbung mit Glücksverheißungen arbeiten, die sie natürlich nicht einlösen kann: wer versucht, am süßlich-braunen Gesöff seinen/ihren Durst zu löschen, muß immer und immer mehr trinken. Jede Produktion für den Tauschwert bringt aber in mehr oder minder großem Ausmaß diesen Schein, diese Täuschung, diese Maskenhaftigkeit mit sich.

Das "ganz andere" der Bildung?

Bildung nun sollte eigentlich dazu dienen, sich in der Welt auszukennen, eben jene Täuschungen zu durchschauen und kritisieren zu können.

Stattdessen gibt es Bestrebungen, gerade auch die Bildung an Universitäten selbst den Gesetzen des Marktes zu unterwerfen: dem Tauschwert und damit dem

ganzen Rattenschwanz: Schein von Gebrauchswert contra wirklichem Gebrauchswert, Maskenhaftigkeit etc. Dazu wäre die Einführung von "Studiengebühren" der erste Schritt auf dem Weg der ökonomischen Verwertung:

Die, die das betreiben, wollen uns daran gewöhnen, daß der Tauschwert auch im Bereich der Universitätsbildung herrscht und mit ihm seine Logik, nämlich die Maske eines Gebrauchswertes zu produzieren - auf Kosten eines wirklichen Gebrauchswertes. Und vielmehr noch: sie wollen uns daran gewöhnen, daß wir überhaupt nichts anderes erwarten dürfen; solche Dinge wie Wahrheit werden dann obsolet. Es ist die Logik des Tauschwertes, die da spricht: "Was nichts kostet, ist nichts wert".

Man kann nur dann von "etwas kosten" reden, wenn der Wert als Tauschwert in Geld gemessen wird. Mit dem Wert als Gebrauchswert, dem eigentlich wichtigen für das Leben der Menschen, hat dieser "Wert" allerdings nichts zu tun. Ja, er ist ihm sogar entgegengerichtet, indem er nur den Schein von Gebrauchswert statt realem hervorzubringt.

Und indem diese Tauschwertlogik nun auch die Bildung unter ihre Herrschaft zu bringen versucht, wird diese Bildung vollends untauglich, sich in der Welt auszukennen und u.a. die Mechanismen von Tauschwert und Gebrauchswert zu durchschauen. Es wird behauptet, die Menschen täten nichts, was ihnen nicht einen geldwerten Vorteil einbrächte, sie täten nichts um seiner selbst willen und schon gar nichts zum Aufbau gerechterer Verhältnisse all over the world.

Demgegenüber sollten WissenschaftlerInnen daran festhalten, daß das wesentliche an der Wissenschaft ihr Gebrauchswert ist, ihr Beitrag zur Entwicklung einer menschenwürdigen, lebenswerten Gesellschaft. Und zu den WissenschaftlerInnen gehören auch wir StudentInnen, denen uns mit dem Abi die Fähigkeit zu wissenschaftlichem Arbeiten und die Berechtigung bescheinigt wurde, Mitglied eine Universität zu werden.

Die Berufsgruppen, die hingegen das Studium als Ausbilldungsstätte begreifen, sollten überlegen, was das mit kritischer, kommunikativer Wissenschaft zu tun hat und ob konkret ihre Studiengänge eigentlich an der Universität richtig plaziert sind. Ein Indikator für den Rückgang an Wissenschaftlichkeit könnte z.B. sein, wie verschult und kleinstrukturiert durch Prüfungs- und Scheinunmengen das Studium ist. (Besonders Jura, Wirtschaftswissenschaften und Medizin fallen da ins Auge.) Es mag ja sein, daß jemand, der mit seinen "wissenschaftlichen" Gutachten viel Geld verdient, allgemein Wissensproduktion als Tauschwertproduktion auffaßt. Aber dieses pauschal auf alle Wissenschaften und WissenschaftlerInne zu übertragen, da ist ein starkes Stück. Dahinter steht das Menschenbild des "homo oeconomicus", der Mensch als Brieftasche, der in jungen Jahren in "Hunmankapital" investiert, um später daraus Dividende ziehen zu können, allgemeiner: für den Bedürfnisbefriedigung nur noch über den Kauf von Waren läuft. Das Zielbild im gesellschaftlichen ist die total durchökonomisierte Gesellschaft, in der alle Bereiche verMarktet sind. Am Ende steht in allen Bereichen der Regulator GELD. Und das ist nicht nur verhängnisvoll, weil der Gebrauchswert-Schein über den realen Gebrauchswert triumphiert, sondern vor allem, weil es die Plutokratie befestigt: die Herrschaft der Großen Brieftaschen.

Und was kann Wissenschaftnun bewirken? Natürlich verschwinden die Tendenzen der Ökonomisierung und VerMarktung dadurch noch nicht, daß man sie durchschaut und kritisiert. Aber ohne das Durchschauen läuft gar nichts.

Der zweite Schritt wäre dann ein politischer, nämlich diese Bereiche dem Markt wieder zu entziehen und einer gemeinschaftlichen Reglung durch die Betroffenen zu unterstellen (das wäre politische Regulierung). Wie kaum jemand sonst werden die Betroffenen ein Interesse haben, die Regulierung an den Rechten von Menschen zu orientieren und dem Recht des Geldes zu entziehen.

Ein demokratische, partizipatorische politische Regulation: jenseits von Markt und Staat

Nun wird als die herkömmliche Alternative zum Markt der Staat dargestellt, der aber wegen der starken Hierarchiesieung ähnlich problematisch ist. Nicht jede Unterstellung von Bereichen unter die politische Regulaton muß jedoch automatisch Hierarchiesierung zur Folge haben, in einem sog. demokratischen Staat läßt sich der Anspruch möglichst demokratischer politischer Regulation erheben.

Das Problem bei politischer Regulation ist, das es eine Tendenz zur Zentralisierung gibt und damit die einer Entfernung der Kompetenzen weg von den Betroffenen hin zu denen, die die Macht haben, es in ihren Bereich zu holen. Ein Beispiel mag der "öffentlich-rechtliche" Rundfunk sein. In den Kontrollgremien sitzen nicht etwa Leute, die von den ZuschauerInnen dafür gewählt worden sind, sondern Repräsentanten und Funktionäre derjenigen Gruppen, die die Öffentlichkeit sich zur Beute gemacht haben: Parteien, Kirchen und Großverbände, die dann Öffentlichkeit simulieren. Ähnliche Verhältnisse dürften auch entstehen, wo man sich von der Idee eine "Kuratoriums-Verfassung" blenden läßt, ohne zu bedenken, wer denn den Anspruch, vertreten zu sein, letztendlich durchsetzen können wird: eh schon Mächtige.

Ein Gegenmodell wäre es, die von einer Regulation Betroffenen (und dann an ihr Interessierten) unmittelbarer an ihr zu beteiligen, z.B. ein Radio, betrieben von Initiativgruppen der RadiohörerInnen statt oder neben "öffentlich-rechtlichem" Rundfunk und statt kommerziellem Privatrundfunk.) Unter dem Stichwort "runder Tisch" hatte dieses Modell sogar mal Karriere gemacht!)

Wenn Bereiche der politischen Regulation der Betroffenen zugeführt werden sollen, so erfordert das, daß diese politisch erkämpft wird: nur wenn Menschen dahinterstehen, sich dafür eingesetzt haben, ist die Angelegenheit langfristig tragfähig. Kommt dagegen die neue Regulationsform durch die Gnade der Mächtigen zustande, besteht immer die Gefahr, daß sie bei Mißfallen wieder zurückgezogen wird. Es hilft nichts: Wir müssen uns unsere Beteiligungsrechte schon erstreiten, sie werden uns nicht in den Schoß fallen.

Perspektiven...

Die gesamtgesellschaftlichen Bedingungen für die Ausweitung politischer Regulation sind nicht gerade die günstigste, die Ökonomisierung von Lebensbereichen schreitet noch voran: Der Markt wird zur Zeit besonders im Infrastrukturbereich ausgeweitet: Dinge, die früher als staatliche Infrastrukturmaßnahmen galten und auch so finanziert wurden, werden mehr und mehr privatisiert: die Post ist aufgeteilt in drei Unternehmen und privatisiert (noch mit dem Staat als Eigentümer), die Bahn soll privatisiert werden, auch bei den Autobahnen sind solche Ideen im Schwange. Bei all diesen Privatisierungen und VerMarktungen ließ und läßt sich immer wieder die gleiche Tendenz beobachten: Die Filetstücke, bei denen sich guter Gewinn machen läßt, suchen sich die Wirtschaftsunternehmen heraus, die restlichen Bereiche werden abserviert: Poststellen geschlossen, Bahnstrecken stillgelegt etc. Das Extrembeispiel dieser ganzen Tendenz sind die Privatisierungen der Treuhand in der Ex-DDR.

Sichtbar wird der Konflikt zwischen dem Interesse, aus dem eingesetzten Kapital Rendite zu erzielen, und den Interessen der Menschen genau dann, wenn diese gegeneinander stehen. Wo auch immer solche Konflikte entstehen, lohnt es sich, sie in größere Zusammnehänge zu stellen!

...für die Universität?

Doch nun zurück zur Universität. Noch steht nicht alle Wissenschaft unter der Marktlogik, und es sollte die beründete Hoffnung bestehen dürfen, daß hier noch Menschen zu finden sind, die dem wissenschaftlichen Arbeiten einen Wert an sich und einen realen Gebrauchswert zuerkennen; Menschen, die dagegen etwas unternehmen, daß die Wissenschaft immer mehr und jetzt auch das Studium durchökonomiesiert werden soll; Menschen, die erkennen, daß es eine Differenz gibt zwischen Gebrauchswert und Tauschwert und auf dieser Differenz beharren und nicht den Gebrauchswert durch eine Orientierung am Tauschwert zunichte machen lassen. Denn:

Was wirklich Wert hat,

kostet nichts!

Bernd-Kai Garesée


Uni: Image und Schröpfen

Einige Bemerkungen zum Zusammenhang von Image-Bildung der Uni Heidelberg und den realen Verschlechterungen.

Wer die Rhein-Neckar-Zeitung hin und wieder sich anschaut, wird so ziemlich in jeder Woche, spätestens aber in jeder zweiten, einen Bericht über die Uni finden, meist mit einem Bild garniert, auf dem auch unser Rektor abgebildet ist - egal wie nichtig auch der Anlaß ist. Diese neue Zusammenarbeit zwischen dem Rektorat und der RNZ ist eine der Ulmer'schen Maßnahmen, um - wie er es nennt - die corporate identity der Uni zu bildern.

Andere Dinge, die in die gleiche Richtung gehen, sind zum Beispiel die Rektoratsübergabe, die neu eingeführten Jahresfeiern, der wiederbelebte Verein der Freunde der Universität oder auch der "Uni-Spiegel".

So will dieser Uni-Spiegel z.B. eine Zeitung der Universität sein - aber ob dazu auch kritische Berichte und nicht nur Hofberichterstattung gehört, das muß sich erst noch erweisen. Bis jetzt sieht es nicht so aus, Prüfsteine werden da die Berichte über die Aktionen von letzter und dieser Woche und über den Skandal im Großen Senat der Uni sein, als nämlich der Jura-Prof Mußgnug die Debatte über den Rechenschaftsbericht des Rektors abbrechen ließ.

Daß es mit der corporated identity doch nicht so klappt, wie Rektors sich das wünschen, zeigte sich auch bei der Erstsemester-Fete: Das Zeitungsbild zeigte während der Rektor redete, interessierte Leute, nur daß sie sich miteinander unterhielten, statt seinen Worten zu lauschen.

Insgesamt ist aber die Strategie deutlich: Ein schönes Bild von der Uni wird nach außen und innen hin produziert, und die ganzen Ungerechtigkeiten, Hierarchien und anderen Mißstände sollen bitteschön darunter verschwinden - ein Politik des falschen Scheines wird da exzessiv betrieben. Mit Bedacht wird das engliche "corporated identity" als Schlagwort benutzt, denn im Deutschen würde sichtbar, was sich dahinter verbirgt: nicht umsonst kann man es mit "Korporationsgeist" übersetzen. Eigentlich dürfte das schon Anlaß genug sein, diese Strategie fallen zu lassen, denn diese Bildung von Korporationsgeist ist bei Lichte besehen eine platte Einheitlichkeits- oder Einheitstümelei. Und was die Komponenten dieser Einheitstümelei sind, das konnten wir in den letzen 3 Jahren sehen, es läßt sich aber auch schon bei Bismarcks Sozial- und Sozialistengesetzgebung sehen (von noch dunkleren Jahren ganz zu schweigen). Immer werden rein symbolische Zugeständnisse an die Schlechtergestellten und Benachteiligten verbunden mit der höchst realen Entrechtung, Entmachtung und Bekämpfung derjenigen, die aufbegehren - und es wird ihnen als psychische Entlastung das Herabsehen auf andere angeboten, die als Feinde oder als Minderwertige karikiert werden.

Das geht auch heute an den Unis Hand in Hand: Die weitgehende Entrechtung der Studierenden in den 70er Jahren in Baden-Württember und Bayern ist seitdem nie revideirt worden, in diesen Monaten soll jetzt dazu treten die Schröpfung und Verschärfung des ohnehin bestehenden sozialen Numerus clausus. Und als Entlastung will uns unser Rektorat den Stolz einreden, zur Universität Heidelberg zu gehören.

Nein danke, kann man da nur sagen, so nicht!

Die Studiengebühren setzen fort, was mit der Entrechtung der 70er Jahre begann. Seitdem haben wir faktisch keinen Einfluß mehr auf Berufungen, keinen Einfluß mehr auf Studien und Prüfungsordnungen, keinen Einfluß mehr auf Lehrinhalte, von der Kontrolle der Forschung, die an der Universität so betrieben wird, ganz zu schweigen.

Parallel mit der Entrechtung der Studierenden lief die Anlehnung der Universität an die Industrie und an die mächtigen Wissenschaftsorganisationen - sämtlich natürlich extrem hierarchische Gebilde, demokratischer Kontrolle entzogen. Ein Symbol dafür ist das neue Semianrhaus der Uni in Oberflockenbach, für 10 Jahre zur Verfügung gestellt von Boehringer Mannheim und der Umbau finanziert von "Wirtschaftskreisen". Die unzureichende Ausstattung der Universität mit Räumen und Lehrpersonen wird kaschiert mit einem Haus, in dem dann ausgewählte Personen "in aller Ruhe" Seminare machen sollen. Ständig wird also versucht, schönen Schein zu produzieren, um zu verbergen, daß man an dem Sein, an den realen Zuständen nichts ändern kann oder will.

Außen hui, innen pfui.

Doch wenn man an der Maske des schönen Scheins der corporated identity ein wenig kratzt, kommt ziemlich schnell die Fratze der Entrechtung und Hierarchie zum Vorschein. Deshalb:

  • wir wollen keien Festakte und publicity shows von der Uni, sondern vernünftige Lehre!
  • wir wollen keine teuren Seminarhäuser, sondern ordentliche Ausstattung von Praktikas und Bibliotheken!
  • wir wollen kein aufgeblähtes Rektorat, sondern ProfessorInnen und AssistentInnen, die lehren!
  • wir wollen keine unverbindlichen Diskussionsveranstaltungen, sonden realöe Rechte und Einflußmöglichkeiten!

und: traut euch, an den Masken zu kratzen!


STUDI-TICKETS - TREND DER ZEIT

Seit der Einführung eines Studi-Tickets in Darmstadt anno 1991 (für 18 DM erhöhten Semesterbeitrag, freie Fahrt auf den örtlichen Nahverkehrsnetz) sind an vielen Hochschulen Überlegungen in Gange, wie der studentische Verkehr durch ein attraktives Tarifangebot zum Umstieg auf den ÖPNV bewegt werden können. Bei rund 220.000 Studierende in Baden-Württemberg wäre in der Tat mit Studi-Tickets einiges zu bewegen. Nachdem jetzt in Heidelberg der erste Abschluß erreicht werden konnte, ist anderen Orts bei den örtlichen (k)ASten/FSKen von Unis, PHs, Fachhochschulen und auch BAs ein wahres Studi-Ticket-Fieber ausbebrochen. Aber auch Jobtickets und vor allem die Parkraumbewirtschaftung stehen ganz oben auch dem Wunschzettel, und gerade bei letzten beiden hapert es in Heidelberg....

1. Ausgangslage

In NRW haben inzwischen fast alle Universitäten/FHs ein Studi-Ticket. Im VRR (Essen, Bochum, Dortmund) gibt es für 84 DM, im VRS (Köln/Bonn) für 90 DM freie Fahrt im Nahverkehr. Ferner Münster (Stadtbus: 48 DM), Bielefeld (Stadtverkehr + Regionalbus + Schiene !; 54 DM). Weitere Tickets laufen in Braunschweig (dort in Koppelung mit einer Fahrradwerkstatt, Kiel, Mainz, Trier, Darmstadt (dort jetzt für 26 DM Stadt + Regionalbus) und weiteren Städten. In den Niederlande wurde durch eine Neuordnung der studentischen Unterstützungssysteme eine landesweite Freifahrt für alle Studierenden geschaffen.

Noch keine Tickets gibt es in Baden-Württemberg und Bayern mit Ausnahme von Heidelberg. Der Grund liegt darin, daß hier keine verfaßte Studierendenschaft existiert, d.h. nicht die Studierenden per Mehrheitsbeschluß sich selbst höhere Beiträge auferlegen können. Daher ist bei uns (im Ländle !) das Studierendenwerk als Mittler notwendig, da nur das Studwerk "Zwangsbeiträge" einziehen kann. Zunächst war streitig, ob Studi-Tickets in die Aufgaben der Studentenwerke fallen. Ein Rechtsgutachtern von Prof. Arndt (Mannheim) hat ergeben, daß bereits jetzt diese Maßnahme zum "sozialen Aufgabenbereich" gehöre und eine Erhöhung von rsp. 38 DM verhältnismäßig ist. Jedoch besteht Unklarheit, ob es hier eine Grenze gibt, oder wie in NRW die 90 DM als verhältnismäßig angesehen werden. Zumindest hat das Gutachten Herrn Gutenkunst überzeugt, während sein Kollege Metzger aus Mannheim immer noch erhebliche Schwierigkeiten hat, Studi-Tickets übers Studwerk laufen zu lassen.

2. der Abschluß Heidelberg

In Heidelberg sprach sich eine Mehrheit von über 80% für ein Studi-Ticket aus (siehe unimut /92). Der hiesige Verkehrsverbund (VRN) war jedoch nicht bereit, die freie Fahrt der Studierenden per Studentenausweis zu ermöglichen. Vielmehr schwebte ihm eine Regelung analog dem Job-Ticket: Mit einem Grundbetrag von ca. 20 DM im Semester sollte eine verbilligte Verbundkarte (ca. 100 DM im Halbjahr) finanziert werden. Um eine höchstmögliche Breitenwirkung zu erzielen wünschten die Studierenden zudem noch aber eine Halbpreisregelung, die jedoch der VRN wegen der "Unsystematik" und unkalkulierbaren Risiken ablehnte. Dank einer Berfagung mit einer Quote von 45% konnten die Alteinnahmen des Verbunds, an den sich die Kalkulation des Semester-Ticket orientiert, genau quantzifiziert werden und der Abschluß konnte über 19,00 DM Grundbetrag und 100 DM Kartenpreis erfolgen. Jedoch wurde während den Verhandlungen deutlich, daß Angebotkalkulationen mit Verkehrsunternehmen, Verhandlungen mit Monopolisten gleichen. Schließlich konnte nach dem Hinweis der Verkehrsbetriebe, daß ab 94 dramatische Preissteigerungen eintreten, erreicht werden, daß die Kalkulation weiterhin an die Alteinnahmen und die allgemeine Tarifentwicklung gekoppelt bleibt und nicht etwa die erhöhte Nachfrage in Rechnung gestellt wird, da ja das Studi-Ticket gerade das vorhandene Angebot besser und gleichmäßiger auslastet. In diesem Punkt hat das Heidelberger Modell auch einen gewichtigen Vorteil gegenüber den bisher ausschließlich (Ausnahme ist Trier) praktizierten "Solidarmodellen", die für alle eine Freifahrt bringen, und insbesondere bei Regen und im Winter den ÖPNV zum Überquillen bringen und z.T. auch andere Fahrgäste vertrieben haben sollen. Untersuchungen sollen aus Darmstadt hierzu im nächsten Jahr vorliegen.

3. Weitere Projekte in BaWü geplant

Parallel zu Heidelberg sollte in Mannheim ein Pilotprojekt etabliert werden. Pilot hieran war, daß die Landesregierung der Uni gestattete, die Parkflächen zu bewirtschaften und 4 DM pro Studierende zum Studi-Ticket (dann 38 DM für Mannheim/Ludwigshafen) bzw. zu den Jobtickets für die Mitarbeiter (10 DM pro Jahr Grundbetrage, 360 DM Kartenbetrag) zu finanzieren. Wegen Querelen zwischen Uni, Studwerk, Studierenden und Personalrat liegt dieses Konzept zur Zeit auf Eis. Inzwischen hat der VRN sein Angebot zum Solidarmodell mit dem Hinweis auf Heidelberg wieder zurückgenommen, so daß er auch dort nur das 20 + 100 - Modell offeriert. Weitere Initiativen gibt es in Konstanz (jedoch mind. 70 DM für den Stadtbus !, sowie der Widerstand des Personalrats gegen Parkraumbewirtschaftung), Pforzheim (noch kein Angebot der Verkehrsbetriebe), Stuttgart (Preis im VVS ca. 200 DM (!) für jeden). Ohne Studi-/Jobticket konnte in Ulm durch ein attraktiveres ÖPNV-Angebot der Stopp des Parkplatzabaus an der Uni und die Bewirtschaftung der vorhandenen Flächen erreicht werden.

4. Parkraumbewirtschaftung ungelöst

Auch in Heidelberg steht nach wie vor ein Jobticket und zur dessen Finanzierung die Parkraumbewirtschaftung (4.500 kostenlose Parkplätze im Campus) aus. Das Finanzministerium, bei dem die Pakrflächen verwaltet werden, ist gegenwärtig nicht bereit den Hochschulen die Flächen zur eigenen Bewirtschaftung bzw. für eine Verpachtung an eine Gesellschaft zur Verfügung zu stellen. Vielmehr denkt man daran, die derzeit günstige Stimmung der Kommunen bei allen landeseigenen (Mitarbeiter)Parkplätzen eine Bewirtschaftung einzuführen, aber die Gewinne insgesamt im Landeshaushalt verschwinden zu lassen, anstatt sie den Institutionen für sinnvolle örtliche Verkehrskonzepte zur Verfügung stehen. Daß der Personalrat im Zweifelsfall bei derartigen Spielchen nicht mitmacht, dürfte naheliegend sein... So kommt es, daß Uni, Personalrat und wir gespannt auf ein Zeichen aus Stuttgart warten. Immerhin konnte bei einem Gespräch der Landesarbeitsgemeinschaft Ökologie mit dem Wiss.Min. die Dringlichkeit des Problems verdeutlich werden. Parallel dazu hat der Personalrat alle politischen Kanäle in Bewegung gesetzt, um jetzt auch den Einstieg in die autonome Parkraumbewirtschaftung zu schaffen, um baldmöglichst das Job-Ticket für die Uni-Mitarbeiter einzuführen, zumal jetzt Jobtickets steuerfrei sind. Da die Kalkulationen für eine Parkraumbewirtschaftung naturgemäß auch bei der Liegenschaftsverwaltung des Finanzministeriums auf großes Interesse stoßen (um sie dann für eigene Zwecke zu nutzen; s.o.), sind Uni-Verwaltung und wir in der Klemme, einerseits die Ergiebigkeit der Parkraumbewirtschaftung für die Finanzierung von Job- und Studiticket sicherzustellen, andererseits hier nicht schlafende Hunde zu wecken. Der Funke Hoffnung bleibt, daß sich MV wieder stärker der schönsten Nebensache der Welt widmet, und dafür die Unis in die sträkere finanzielle Eigenverantwortlichkeit entläßt.

Felix Berschin (Verkehrsberater der FSK)


Kommunalwahl '94 - Studi-Liste in Planung!

Im Kommunalreferat der FSK gab es die Idee, bei der nächsten Kommunalwahl in Heidelberg mit einer eigenen Liste anzutreten, um die Defizite der derzeitigen Kommunalpolitik gegen-über Studierenden endlich offensiv anzugehen. Nachdem die Fachschaften in großer Breite grundsätzliche Unterstützung zusagten, ist für die Ferien die Erstellung eine detaillierten Programms geplant.

Als Vorabinformation ist hier der Vorschlag des Kommunalreferates an die Fachschaften dokumentiert:

Runde Tische

Mit der Gründung des Kommunalreferates vor gut zwei Jahren war beabsichtigt, zu verschiedenen, für uns relevante Themen in der Stadt, Stellung zu beziehen und eventuell eine Berücksichtigung studentischer Probleme zu erreichen. Als Instrument hierfür war der Anfang '90 initiierte 'Runde Tisch' zwischen Universität und Stadt ein guter Ansatzpunkt.

Nachdem die Universität (der Rektor) aber Probleme mit einer solchen Institutionalisierung hatte, da (leider) auch Studis teilnehmen sollten, gab es nur ein Treffen mit Beate Weber, welches nach dem üblichen Schema 'Bürger fragen - Politikerinnen antworten' ablief. Ein zweites mal lud die Stadt (trotz Abmachung) nicht ein - wohl auch da klar war, daß von uns nicht sehr viel Druck zu erwarten wäre.

Studiticket, Kulturcafé, ...

Nach dem Scheitern dieser Runde versuchten wir unsere Hauptthemen einzeln anzugehen. Die Themen Wohnen, Öffentlicher Nahverkehr und Kultur führten zu verschiedenen Initiativen, der Gründung des Vereins 'Anderes Wohnen' (zum Bau eines ökologischen Studiwohnheims im geplanten Ökodorf), der Einführung des Studitickets, der Gründung der 'Initiative für ein Kulturcafé', die wenn alles gut, geht Anfang '95 im Karlstorbahnhof eine Kulturkneipe eröffnen wird, sowie dem begonnenen Aufbau einer Zeitschrift für Kultur und (kommunale) Politik (The Beatless).

Solche Einzelprojekte waren nötig, um nicht im Theoretischen hängen zu bleiben und um uns deutlich unsere Möglichkeiten und Grenzen aufzuzeigen.

Studi-Interessen werden nicht wahrgenommen

Eines scheint klar: die Studierendenvertretung ist, wenn sie aktiv wird, im jeweiligen kommunalpolitischen Bereich durchaus ein Faktor, der einbezogen wird. Dies muß aber jeweils sehr schwer erarbeitet werden, als Interessenvertretung einer Bevölkerungsgruppe werden wir nur wenig wahr- und ernstgenommen.

Es könnte kommunalpolitisch von unserer Seite aber sehr viel bewegt werden, wir könnten durchaus diese Stadt verändern, wobei es uns allerdings an einem mangelt:

Um kontinuierlich Einfluß auf die Stadtpolitik nehmen zu können, benötigen wir eine Institutionalisierung dieser Politikbereiche, sowie nach Innen (Fachschaften, Arbeitskreise) wie nach Außen (Stadt, Parteien).

Dabei ist zu berücksichtigen, daß Kommunalpolitik nicht als Parteien- sondern als Bürgerdemokratie organisiert ist. So sind auch jetzt mit der mittelständischen 'Freien Wählervereinigung' und der 'Grün Alternativen Liste' schon parteiunabhängige Zusammenschlüsse im Gemeinderat. Logischerweise ist das Ziel studentische Interessen im Gemeinderat zu vertreten somit am besten mit einer eigenen Liste zu erreichen.

Hier gibt es schon das Beispiel Passau (einen Stadt mit ähnlicher Bevölkerungsstruktur), wo eine Studiliste auf Anhieb stark ins Stadtparlarment einzog.

Demokratie von unten

Eine Institutionalisierung nach Innen ist nötig, um für ein kontinuierlich arbeitsfähiges Gremium genügend Interessierte zu mobilisieren. Außerdem könnten wir den hohen Stellenwert von Kommunalpolitik verdeutlichen, denn sie ist die einzige Politikform, in der direktes Einbringen - ohne jahrelangen Kampf durch Parteistrukturen - möglich ist, und sie ist die Politik, die unser unmittelbares Lebensumfeld entscheidend beeinflußt.

Ein solches kommunalpolitisches Engagement scheint mir ein geeignetes Mittel anhand der grassierenden Parteiverdrossenheit eine Bewegung für eine Demokratie von unten zu schaffen.

Nehmen wir uns endlich die Mitwirkungsrechte, die uns zustehen!

Eine Institutionalisierung nach Außen wird uns den Kontakt zu den Entscheidungsträgern der Stadt bringen, wird uns wahrnehmbar als zu berücksichtigenden Faktor vorstellen.

Kommunalpolitische Ziele

Wichtigstes Ziel wird sein, studentische Interessen auch in der Stadt hörbar zu vertreten, uns Studierende endlich in den Lebensraum Stadt zu integrieren (von den 90000 Wahlberechtigten sind 15000 Studis).

Einige Beispiele, warum dies bisher fehlte:

  • OB Kandidat Wagner 1990: "der Anteil der Studenten in der Altstadt ist zu hoch"
  • Bürgermeister Korz fordert ebenso eine "soziale Homogenisierung" der Altstadt zur Verbesserung der Lebensqualität.
  • Unter OB Zundel gab es keine Initiative zur Räumung von Kasernen der Amerikaner, obwohl in vielen anderen Städten schon einiges erreicht wurde (Kasernen zu Wohnheimen).
  • immer noch gibt es keinen öffentlichen Nahverkehr von Handschuhsheim (und folgende) ins Neuenheimer Feld
  • die Stadt schiebt die Themen Kindertagesstätten an das Studentenwerk und Radabstellanlagen an die Uni ab.

eine Themenliste könnte so aussehen:

  • Wohnen (soz. und stud. Wohnungsbau, Kasernenumbau, Ökodorf, etc.)
  • Verkehr (Studiticket, Ausbau INF und Berliner Straße, Ausbau des Radwegenetzes, Beschränkung des Autoverkehrs)
  • Frauen: Verbesserung der Lebenssituation von Frauen (z.B.auch in Bezug auf Kindertagesstätten- und Kindergartenplätze, etc.)
  • Kultur (Soziokult. Zentrum, breitere Förderung von freien Kuturgruppen, Erhalt des AZ als alternatives Kulturzentrum, Jugend- und Stadtteilzentren, Einrichtung eines Lokalradios)
  • Ausbau der Beziehung zwischen Universität und Stadt (Runder Tisch)
  • AusländerInnenpolitik (Integration von AusländerInnen, verbesserte Unterbringung von AsylbewerberInnen, Förderung des antirassistischen Notruftelefons)
  • Umwelt (Verstärkte Nutzung von Fernwärme, städtische Hilfen zur Energieeinsparung, etc.).

Parteien

Um das studentische WählerInnenpotential zu gewinnen, war es für die GAL und die SPD bisher nicht nötig studentische Interessen zu einem Schwerpunkt zu machen, da Studierende mehr oder minder automatisch diese Parteien wählen (wenn auch mit geringer Wahlbeteiligung) -> Studis sind ja auch nur ca. eine Wahlperiode in Heidelberg.

Selbst die GAL nimmt studentische Interessen nur ungenügend wahr, was sich z.B. in der Altersstruktur der BewerberInnen widerspiegelt (Durchschnitt Ende 30) und dazu führt, daß auch die Grünen junge Wählerschichten nicht mehr ausreichend mobilisieren (student. Wahlbeteiligung in HD liegt unter 45%).

Was nicht heißt, daß wir bisher nicht gut mit ihnen (GAL und SPD) hätten zusammenarbeiten können, aber es fehlen halt die Ansatz- und gemeinsamen Schwerpunkte

Die CDU versucht sich zunehmend rechts-reaktionär gegenüber OB Weber zu profilieren und setzt somit ihre traditionell studifeindliche Politik fort.

Abschließend ist zu sagen, daß das bisherige Parteienspektrum zumindest eines gemeinsam hat: Studierenden sind in ihm nicht vertreten.

In den Ferien arbeiten wir an Programmschwerpunkten, Interessierte können jederzeit einsteigen.

Kontakt: Christian Weiss, Tel: 485231
Kerstin Hänsel, Tel 23950
Felix Berschin, Tel 413992 Q


6. Heidelberger Sommeruni! im Juni 1994 -- noch fast ein Jahr !

Ein Jahr Zeit, so früh hat wohl noch kein Sommeruni-AK angefangen.

Was gibts? Asylrecht verschärft -- Jugendliche ermorden AusländerInnen -- "Was nichts kostet, ist nichts wert!" -- Existenzängste -- Erwachsenwerden in der Weltgemeinschaft -- Birnenkompott statt Politik -- Staat, Gesellschaft, wer? wir? -- Behinderte werden angegriffen -- 50 PS mehr oder frei atmen -- ist Studieren Luxus? -- und so weiter.

Es ist viel los bei uns, in Deutschland und in der Welt.

Die Sommeruni wurde vor acht Jahren, damals als Herbstuni, ins Leben gerufen. Sie will in alternativen Lernformen Themen bearbeiten, die im täglichen Lehr- und Wissenschaftsbetrieb nicht oder nur verzerrt vorkommen. Sie will Interdisziplinarität herstellen und über die Uni hinaus offen sein. Sie will kritisch sein.

Themen gibt's genug, aber die 6. Sommeruni soll mehr sein als ein Markt der Möglichkeiten. Vielleicht sind Analysen möglich, Lösungsansätze, zumindest aber Erkenntnisse. Dazu braucht die Sommeruni inhaltliche Konzepte und ein Organisationsteam und ein Jahr Zeit.

Ein Jahr aufmerksam sein: Ideen und Themen sammeln und ReferentInnen dazu suchen. Hättest Du Lust dazu? Fällt Dir noch jemand ein?

Die Sommeruni hatte immer auch ein Kulturelles Programm: Theater, Konzerte, Kabarett und Kleinkunst. Und sie feiert ein großes Fest in der Marstall-Mensa. Wär das was für Dich?

Also: Gesucht werden Leute die inhaltlich vorbereiten oder organisieren wollen, oder beides. Gesucht wird ein Sommeruni-AK. Jeder kann sich einbringen, gerade in der Anfangsphase sind viele Ideen gefragt -- das heißt noch nicht, daß man dann ein Jahr dabei bleiben muß.

Damit Ideen schon über die Semesterferien reifen können und Erwartungen ausgetauscht werden, findet am Mittwoch, 14.7.93, ein erstes Brain-Storming-Treffen statt.

Solltest Du oder solltet Ihr Interesse und keine Zeit haben: Meldet Euch trotzdem.

erster Brain-Storm:
Mi., 14. Juli '93, 21.00 Uhr
ZFB, Lauerstr.1
Tel: 542456/7


Femo? Dete? Demofete!!

"Wir zahlen Herrn Ulmer Studiengebühren!"

Unter diesem Motto wird am Donnerstag (schon wieder...) eine Mischung aus Fete und Protestaktion stattfinden. Ort der Handlung ist der Marstallhof, und wir hoffen, daß nochmal viele von Euch mitmachen werden. Zum Semesterende passend soll die Aktion diesmal erholsamer sein und viel Spaß machen, und darum gibt's Musik, Sketche, Getränke und ein bißchen Polemik....

Kern der Veranstaltung ist die Einziehung von Studiengebühren - wir sammeln alles, was Ihr Herrn Ulmer schon lange einmal schenken wolltet...z.B. Kopierrechnungen, Wartezeitaufstellungen, ein bißchen von dem vielen Geld, das Ihr zuviel habt, eine Tageszeitung, einen Ohrring,...,..

Am Ende der Veranstaltung wird diese Sammlung dann Herrn Ulmer in sein Büro gebracht....

Also, rafft Euch noch einmal auf, denkt Euch 'was aus - und kommet zu Hauf!!!!!

Damit das Semester gebührend ausklingt!!!!!!


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Erzeugt am 27.02.2003

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