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UNiMUT aktuell -- Mai 2008

Heidelberger Forum veranstaltet eintägiges Seminar

Kritik universitärer Lernverhältnisse (07.05.2008)

Organisatorische Formen und Inhalte einer demokratischen Bildungsakademie. - Eintägiges Seminar mit Prof. Dr. Wolf-Dieter Narr (Berlin) am Samstag, den 10.05.2008, 10-21 Uhr im Soziologischen Institut

Am 10. Mai findet statt, was an der Universität selten geworden ist, ja mehr und mehr verschwindet: von einer Nische freien Denkens aus soll ein Blick auf die gegenwärtigen Entwicklungen an der Hochschule geworfen werden. In einem ganztägigen Seminar unter Anleitung des emeritierten Politikwissenschaftlers Wolf-Dieter Narr (Berlin) wird eine gemeinsame Kritik der Lernverhältnisse an der Hochschule vorgenommen und anschließend versucht, aus den Widersprüchlichkeiten heraus gemeinsam eine Perspektive emanzipatorischer Bildung zu entwickeln. In Zeiten von Bologna, Profilbildung und Exzellenz mag dies beinahe schon als Wagnis erscheinen. Während Studierende im Rahmen der Umstellung auf Bachelor- und Masterstudiengänge mehr und mehr ins Korsettgestänge der Modularisierung gezwängt werden und einem festgezurrten und oftmals zugleich überfrachteten Stundenplan ausgeliefert sind, tut die Hochschule auf Seiten des Lehr- und Forschungsangebots ihr Übriges: Im Zuge der durch die Exzellenzinitiative bedingten Profilbildung wird zurechtgestutzt, was sich in die Reihen von Exzellenclustern nicht mit einfügt.

Und doch: Die Stimmung legt sich allmählich, mehr und mehr wird die schwierige Lage der Universität deutlich. Die Probleme in der Lehre können auch durch konstant anhaltenden Jubelgesang, der in den Pressemitteilungen der Unileitung angeschlagen wird, kaum mehr überdeckt werden. Es ist an der Zeit, die Realität schonungslos zu betrachten und über Alternativen nachzudenken.

Alle, die Interesse haben, sich daran zu beteiligen, sind am Samstag, den 10.Mai, von 10-21 Uhr, herzlich dazu eingeladen. Das Seminar findet zentral im Soziologischen Institut statt (Ausschilderung ab der NUni). Ein Programmvorschlag findet sich auf den Seiten des Heidelberger Forums für Kritische Theorie und Wissenschaft ebenso wie Textmaterial zur Vorbereitung der Veranstaltung.

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Stop oder ab in den Karzer

StuWe stoppt Aushänge in den Mensen (08.05.2008)

[Bild: Aushang des Studentenwerks]

"Da haben wir den Salat schon wieder" denken sich im Moment viele Studierende und Studierendengruppen. Das Studentenwerk Heidelberg legt nicht nur den Betriebsrat seines eigenen Tochterunternehmens trocken, obwohl die Geschäftsführerin gegenüber der Presse beteuert, die Betriebsratswahl bei der Hochschulservice GmbH sei legal. Vielmehr zieht man, was studentische Aushänge und Auslage von Flugblättern betrifft, inzwischen sehr harte Bandagen auf. Das Studentenwerk droht bei Mißachtung mit umgehenden "rechtlichen Schritten" (welche, wird nicht ausgeführt). Und das am einzigen Ort der Universität, wohin praktisch alle Studierenden den Weg finden müßten.

Diese äußerst bedenkliche Entwicklung begann nach dem aufwendigen Umbau der Mensa im Marstallhof zum heutigen Zeughaus im Marstallhof vor einigen Jahren. Nachdem dort die wilde Plakatiererei -- zugegebenermaßen -- überhand genommen hatte, war das Studentenwerk gezwungen, steuernd einzugreifen. Das Ergebnis war, dass im Zeughaus Plakatieren und Auslage von Flyern gänzlich untersagt wurde. Als Alternative wurde das Marstallcafé angeboten. Dort -- wie auch in den anderen Mensen -- gab es zunächst weiterhin Möglichkeiten mit Plakaten und Flugblättern auf Veranstaltungen studentischen Interesses hinzuweisen sowie private Kleinanzeigen, z.B. zum Suchen von MitbewohnerInnen an den dafür vorgesehenen Stellen auszuhängen. Das Marstallcafé bot aber schon damals keinen wirklichen Ersatz für die viel mehr besuchte Marstallmensa.

Inzwischen wurden auch die Triplexmensa und das Marstallcafé saniert und umgebaut. Im Marstallcafé verschwanden alle frei nutzbaren schwarzen Bretter und in der Triplexmensa wurden sie stark reduziert und reglementiert. In Zeughaus und Marstallcafé leuchten schon lange die Plakate mit dem großen Stoppschild von den Wänden. Diese Entwicklung setzt sich seit einigen Monaten in allen anderen Mensen fort. Auch an den bisher frei nutzbaren schwarzen Brettern ist dieses "ansprechende" Plakat mit dem Stopp zu lesen.

Es besteht in den Mensen des Studentenwerks keine praktikable Möglichkeit mehr, Plakate oder Kleinanzeigen auszuhängen. Verständlich ist natürlich, dass das Studentenwerk seine Mensen nicht mit hundert gleichen Plakaten zutapeziert haben möchte. Doch sei in diesem Zusammenhang erwähnt, dass das Studentenwerk seine eigenen Veranstaltungen, wie zuletzt die Disco im Marstallcafé oder den Tanz in den Mai auf dem gesamten Campus aggressiv und wohl auch ohne Stempel bewirbt. Begründet wird dies mit der Aussage, dass es die Studierenden überhaupt nichts angehe, was das Studentenwerk in seinen Räumlichkeiten mache. Erst vor wenigen Tagen wurde einem Studierenden, der gerade munter Flyer verteilte mit einem Zwangsgeld in Höhe von mehreren hundert Euro gedroht.

Falls eine studentische Initiative beabsichtigt, legal in den Einrichtungen des Studentenwerks Aushänge vorzunehmen, wird ihnen ein sehr bürokratischer Weg vorgegeben. Und es wird nur ein Plakat je Mensa genehmigt. Ein Aushang im Zeughaus wird komplett untersagt. Zuerst muss man sich per Mail an die Marketingabteilung des Studentenwerks wenden. Diese verweist darauf, dass die PR-Abteilung für Aushänge zuständig ist. Wendet man sich an diese, so bekommt man von dort den Hinweis, man möge die zum Aushang vorgesehenen Plakate in der Verwaltung des Studentenwerks vorlegen und abstempeln lassen. Im Anschluss daran darf man sie legal aushängen. Nach viel Zureden und Bitten bekommt man dann von der zuständigen Stelle für jede Mensa ein Plakat genehmigt, was bei der Größe der Mensen natürlich nicht ausreichend ist.

Auch Informationsstände muss man sich als studentische Gruppe inzwischen aufwendig genehmigen lassen. Es ist auffällig, dass in der Triplexmensa und in der Mensa im Neuenheimer Feld während der Vorlesungszeit täglich Stände professioneller Anbieter -- zahlender Kunden -- anzutreffen sind. Vom Abo fürs Internet, über den Mobilfunkvertrag, bis hin zum Zeitungsabo kann man in der Mensa zum Aperitif oder Dessert alles kaufen. Es drängt sich der Verdacht auf, dass die gemeinnützige Anstalt des öffentlichen Rechts kommerziellen Werbern den klaren Vortritt gewährt. Die mittellose Studierendenschaft hat hier ganz klar den Nachzug. Denn auch wenn es nicht ums Geld gehen sollte: eine studentische Initiative hat oft nicht die Zeit oder die Leute, um sich um Formalia zu kümmern, für die kommerziellen Anbieter fällt es nicht ins Gewicht

Es wäre interessant zu erfahren, welchen Umsatz das Studentenwerk mit seiner neuen Abteilung Marketing erwirtschaftet und wohin das Geld geht. Aber von Offenheit hält man, was Zahlen angeht, anscheinend gar nichts. Vielleicht wäre es eine gute Idee diese Einnahmen gezielt einem neuen Notfallfonds zuzuführen, der Studierenden in Notsituationen auf Basis eines zinslosen Darlehens vorübergehend hilft. Sinnvoll wäre eine Verwaltung unter gleichberechtigter Beteiligung der Studierendenschaft. Auch dürfte dieser Fonds nicht zu bürokratisch gestaltet werden. Ein solcher Fonds könnte auch ein wichtiger Baustein für die Sozialberatung des Studentenwerks sein.

Abschließend sei die Frage erlaubt, ob das Studentenwerk nach der Gründung einer Abteilung "Marketing" vielleicht noch eine Abteilung "Strafanzeige" und ein eigenes Gefängnis für böse, illegal Plakate aushängende oder Flyer verteilende Studierende eröffnen möchte. Vielleicht wäre es ein guter Vorschlag, den historischen Karzer zu reaktivieren, um dort einen neuen Touristenmagneten zu schaffen, um weitere Einnahmen für die Universität oder das Studentenwerk zu erwirtschaften.

Es kann in Bezug auf die Verteilung von Flugblättern, den Aushang von Kleinanzeigen und Plakaten nur noch aufwärts gehen. Man kann an die Geschäftsführerin, Frau Ulrike Leiblein, nur appellieren, diese rigorose Politik noch einmal zu überdenken. Doch scheint hier, um zum Anfang zurückzukehren, Hopfen und Malz verloren, wie man beim Thema Betriebsrat bei der HSG sehen kann.

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Mit Studiengebühren gegen die Todesstrafe

When the state kills (12.05.2008)

Michael Schiffmann führt bereits zum zweiten Mal ein Seminar gegen die Todesstrafe durch und bittet darum, die Informationen über das Seminar zu verbreiten.

Nachfolgend findet sich die Beschreibung des Workshops "When the State Kills - Live From Death Row II." Vermutlich, dies klärt sich in den nächsten Tagen, gibt es für den Besuch der Veranstaltunge auch einen Proseminarschein. Allerdings - so Michael Schiffmann - muss man dafür auch wirklich arbeiten (ist das in der Anglistik nicht in allen Workshops üblich?). Das Treffen zur Konstituierung der Arbeitsgruppe findet am Freitag, 16.Mai, 16.00 im Anglistischen Seminar, Raum 114 statt. Auf diesem Treffen wird der weitere Zeitplan festgelegt. Die Verantaltung findet offenbar auf Englisch statt, die Ankündigung liegt der Redaktion nur auf Deutsch vor.

Last winter, means approved by the Studiengebührenkommission allowed for the first screening in Germany of the film "In Prison My Whole Life,” a British documentary on the ordeal of the U.S. death row prisoner Mumia Abu-Jamal. The number of visitors -- over 140 -- clearly showed the amount of interest in the topic, as did my seminar "Live From Death Row” in the preceding summer.

This summer, thanks once more to the commission mentioned above, I'm able to offer an intensive follow-up workshop on the death penalty in the United States -- "Live From Death Row II, so to speak, which, since it begins right in the semester, will both take place at a regular date to be determined and include several block seminars.

In this workshop, students interested in the reality of the death penalty in the United States will be assigned the task -- and have the opportunity -- to

  • to do own original research concerning actual death penalty cases
  • assemble and by themselves evaluate existing research
  • think about ways to convey their findings to a larger public
  • Even though this workshop will employ the scientific method to sift through and evaluate all the relevant facts, in one sense it will not be "neutral.” Just as the European Union and, by now, the majority of the world's states, it takes a stance against the death penalty. The specific cases we will be researching and evaluating in order to finally think about ways to bring them to the attention of the public are not cases taken from the 15th century. The will include the case of Mumia Abu-Jamal in Pennsylvania, who was just denied a new trial despite mounting evidence of innocence, the case of Troy Davis in Georgia whom the state intends to kill even though almost all the witnesses against him recanted, the case of Kevin Cooper in California where the state repressed crucial exculpatory evidence, and the case of Jesse Gerardo in Texas who doesn't deny his guilt but was treated like a piece of meat in court and didn't even have a competent lawyer. Final court decisions on them are pending. Their lives are in the balance -- not in the 15th century, but right now!

    However tiny it may be, participants in this workshop might be able to make a difference.

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    Heidelberg hat ein HIB

    Beratung, Hochschulpolitik, Veranstaltungen (14.05.2008)

    Seit April gibt es in Heidelberg das Hochschulinformationsbüro des Deutschen Gewerkschaftsbundes. Hier bekommen Studierende aller Fachrichtungen Infos und Tipps rund um Praktika, Rechte im (Neben-)Job, Studienfinanzierung und vielem mehr. Daneben bietet das HIB auch regelmäßig Info- und Diskussionsveranstaltun-gen an den Hochschulen in Heidelberg an. Mehr zum HIB unter www.hib-heidelberg.de

    Eine erste Veranstaltung findet am Donnerstag, den 29. Mai 2008 um 19 Uhr im Hörsaal 4a in der Neuen Uni statt. In Kooperation mit PD Dr. Carola Iller, Vertrauensdozentin der Hans-Böckler-Stiftung und unter dem Motto "Was ist mein Studium wert?!?" soll das Thema Einstiegsgehälter für Absolventen näher beleuchtet werden. Als Referenten kommen Heribert Fieber, ehemaliger Betriebsratsvorsitzender bei Siemens in München, Johannes Reich, Betriebsratsmitglied bei SAP in Walldorf und Peter Erni, Geschäftsführer von Ver.di Rhein-Neckar.

    Die Veranstaltung will neben der konkreten Frage "Was kann ich nach Abschluss meines Studiums wo verdienen?" auch auf andere Rahmenbedingungen rund um das Thema Entgelte eingehen. Gerade bei Hochschulabsolventen entscheiden viele verschiedene Faktoren über das zu erreichende Einstiegsgehalt, jedoch auch über die Entwicklung in den folgenden Jahren. Sockelbetrag, betriebliche Zulagen und individuelle Zulagen -- Löhne und Gehälter sind eine Wissenschaft für sich; die Referenten können kompetent Auskunft darüber geben, wie sich in verschiedenen Branchen die Löhne für Berufseinsteiger in der Vergangenheit entwickelt haben, worauf neben der Höhe des Nettogehaltes noch geachtet werden sollte und wie beispiels-weise Tarifverträge wirken. Studierende, die kurz vor dem Abschluss stehen und sich auf Bewerbungsgespräche vorbereiten müssen, finden hier Ansprechpartner, die ihnen Hilfestellung im Gehaltspoker anbieten können.

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    SommerCamp 2008

    Acht Tage Zelten und alternatives Bildungsangebot im Feld (27.05.2008)

    Diesen Sommer findet zum zweiten Mal das CampusCamp (CC) vom 01.06 bis um 08.06 in Heidelberg statt. Die Veranstaltung - organisiert von der Kritischen Iniative Heidelberg (ehemals Ak Studiengebühren) sowie dem Heidelberger Forum für Kritische Theorie und Wissenschaft - hat das Ziel, kritische Gesellschaftsreflexion an der Universität und in der Studierendenschaft anzuregen und zu fördern.

    Thematisch wird auch dieses Jahr wieder eine große Bandbreite an Themen aufgelegt wie etwa das Konzept einer Demokratischen Schule in Theorie und Praxis, die kritische Reflexion medialer Inhalte, Datenschutz, Neofaschismus, Studentenproteste in Kolumbien, Diskussion und Reflexion der vergangenen G8 Proteste und vieles weitere. Ein ausführliches und kontinuierlich aktualisiertes Programm findet sich auf der Homepage zum CampusCamp.

    Den Organisatoren des Campuscamps geht es vor allem darum, die Universität als Ort kritischer Reflexion gesellschaftlicher Verhältnisse zu stärken und auszubauen. Dabei sollen nicht nur hochschulpolitische Aspekte wie die Ökonomisierung der Bildung problematisiert werden (GATS Abkommen, Bolognaprozess, Exellenziniative, Studiengebühren etc.); vielmehr sollen auch Ansätzen entwickelt werden, bereits bestehende Protestbewegungen mit weiteren sozialen Organisationen (Gewerkschaften, Regionalgruppen usw.) zu vernetzen. Die Organisatoren verstehen sich damit nicht als Lobbygruppe oder Interessenvertretung der Studierenden, sondern als Teil einer geamtgesellschaftlichen Protestbewegung.

    Neben theoretischen Diskussionen dient das CampusCamps vor allem auch der Wiederbelebung eines Stückchens studentischer Kultur in Heidelberg: In gemütlicher Atmosphäre werden jenseits des normalen Uni-Betriebes kritische Vorträge, Workshops sowie kulturelle Beiträge zusammengetragen, frei dem Motto: "Die Uni gehört uns!" Aktives diskutieren und mitgestalten ist ausdrücklich erwünscht!

    Die Kritische Initiative Heidelberg und Das Heidelberger Forum laden alle Interessierten herzlich ein, beim Heidelberger CampusCamp 2008 dabei zu sein, mit zu machen, mit uns zu zelten, zu grillen, zu musizieren, neue Leute und interessante Themen kennen zu lernen.

    Nähere Informationen (u.a. auch eine Wegbeschreibung) finden sich auf der CC-Homepage.

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    Druckfassung

    Erzeugt am 27.05.2008

    unimut@stura.uni-heidelberg.de