Eine etwas längere Geschichte erschien in der Nummer 100
Wie die Fachschaftskonferenz (FSK) verdankt auch der UNiMUT seine Existenz dem Streikwinter 88/89, als er als uniweite und täglich erscheinende Streikzeitung helfen sollte, die vielfältigen Aktivitäten, die sich damals auf einer Zeitskala von Tagen entwicklten, zu vernetzen. Schon nach sieben Ausgaben fand das ein Ende, die Streikbewegung bröckelte auch bundesweit -- doch sie blieb nicht ohne Folgen. Das hier ist natürlich kein historischer Abriss der damaligen Ereignisse, eine der Folgen war jedenfalls, dass die Uni Heidelberg eine zweiwöchentlich erscheinende Zeitung hatte, deren Anliegen auch weiterhin war, die "Basis" über die Vorgänge an ihrer Uni (und weit darüber hinaus) und die Möglichkeiten des Eingreifens zu informieren.
UNiMUT wie FSK gehen allmählich auf ihr fünfzehntes Lebensjahr zu, letztere ist de Facto ist als Studivertretung anerkannt (obwohl sie das nicht ist und sein will -- was aber wieder eine ganz andere Geschichte ist), und der UNiMUT versteht sich als ihr Organ. Das heißt natürlich nicht, dass alles, was im UNiMUT steht, in irgendeiner Weise als offizielle Äußerung der FSK zu verstehen ist.
Bis vor ein paar Jahren wurde eine Papierausgabe des UNiMUT meistens achtseitig in einer Auflage von rund 2000 unter die Studis gebracht, unprofessionell gelayoutet und mit Sponti-Comics in Fixogumtechnik zur Auflockerung, und zwar im Semester typischerweise alle zwei Wochen.Inzwischen ist davon leider nicht mehr viel übrig geblieben, Redaktion wie VerteilerInnencrew litten unter Schwindsucht, und so hörten wir Ende 2000 mit der Papierausgabe auf. Den Mund halten wir deshalb noch lange nicht. Unsere Arbeit hat sich eben -- vielleicht zeitgemäß -- aufs Web verlegt, wo wir zeitweise die meistgelesene Seite der Uni Heidelberg waren (na ja, für ein paar Tage, und das waren leider fast alles Leute, die mit dem Schwobifying Proxy gespielt haben).
Dennoch wäre Geld für eine Papierausgabe da, wenn sich VerteilerInnen fänden (und die Redaktion sich etwas verjüngen würde). Siehe auch unsere Infos für HelferInnen.
In der langen Geschichte des UNiMUT haben sich ein paar Kulte entwickelt, die Außenstehenden gelegentlich merkwürdig bis verschroben erscheinen mögen. Die Geschichtchen, die hier folgen (werden), sollen für Verständnis werben.
Wenn das hier in vier Jahren noch auf dem Netz liegen sollte, wird hoffentlich nur noch Kopfschütteln herrschen über die Erregung, die eine Trivialität wie eine winzige, ja fast unmerkbare, Reform der Rechtschreibung im Jahre 1997 hervorrief. Getragen von Leuten, die sonst nicht müde werden, Flexibilität (von denen, die nichts haben) und Leistung einzufordern, wird blind auf einen Versuch eingedroschen, die allerabsurdesten Auswüchse der inzwischen völlig unbeherrschbaren Duden-"Regeln" zu beschneiden. Fast möchte mensch vermuten, dass sie den nachfolgenden Generationen nicht gönnen, von dem Terror, den sie selbst über sich ergehen lassen mussten, verschont zu werden. Oder ist doch eine eher tiefenpsychologische Interpretation angesagt, etwa, dass, was durch unausweichbaren und übermächtigen Druck erzwungen wird, schließlich von den Opfern internalisiert und zur eigenen Sache gemacht wird? Wie dem auch sei, kein Mensch kann mir erzählen, er/sie wisse einfach so, dass die nach der alten Rechtschreibung korrekte Schreibung für "Rad und Auto fahren" bzw. "Auto und Rad fahren" "rad- und Autofahren" sowie "Auto- und radfahren" sind. Und was der Sinn davon ist.
Aus solchen Überlegungen heraus ist seit dem Boykott-Extra vom Januar des Jahres die neue Rechtschreibung offizielle Politik des UNiMUT. Sicher, mensch hätte sich eine ambitioniertere Reform vorstellen können -- wer im Netz zugange ist, hätte sich etwa eine Abschaffung wenigstens des ß, wenn nicht gar aller Umlaute gewünscht, die Dehnungskennungen bräuchten auch dringend eine Revision, und wenigstens dem Keiserlichen Tron hätte mensch a und h rauben können. Aber die Vereinfachungen bei ss/ß (zur Erinnerung: ß nur noch nach langen und kombinierten (au, ei etc.) Vokalen) und der Kapitalisierung, die gestiegene Flexibilität bei Fremdwörtern sowie die Empfehlung, tendenziell Worte eher zu trennen (z.B. auseinander Schreibung?) sind einfach Fortschritte (auch wenn das unsere AutorInnen nicht immer glauben wollen). Und wen das alles nicht überzeugt, soll sich ansehen, aus welcher Ecke die Front gegen die Reform anmarschiert kommt...
Vielleicht habt Ihr Euch schon gewundert über den Unfug, der im Untertitel immer zwischen "Zeitung" und "der" steht oder das eingeklammerte "an" im Titel der Homepage. Der Hintergrund dieses Kults hat -- wie so vieles an der Uni -- eine ideologische und eine machtpolitische Seite. Die ideologische Seite ist, daß der Ansatz der FSK war und ist, daß die Gruppenuni mit streng voneinander getrennten Gruppen von Studis, Mittelbauern und Profs zu überwinden ist, und im Vorgriff auf einen späteren Erfolg dieses Programms hatten die Designer des UNiMUT-Logos schon "Zeitung der Uni Heidelberg" statt irgendwas wie "Studizeitung der Uni Heidelberg" oder gar "Zentralorgan der FSK" in den Untertitel gemalt. Klar, daß sich der Rektor das nicht gefallen lassen konnte, und so kam bald eine Vorladung ins Rektorat, Herr Sellin forderte ultimativ, die inoffizielle Natur des UNiMUT deutlicher zu machen, denn offiziell könne der UNiMUT ja schon deshalb nicht sein, weil er nicht von der habilitierten Atlassen der Uni gemacht (bzw. abgesegnet) werde.
Ein eingefügtes "an" war dem Rektor vielleicht nicht genehm, aber immerhin benehm, und so erschien der UNiMUT munter weiter. Nur steckt in jedem/r UNiMUT-RedakteurIn halt immer ein Schuß Anarchismus, und so schrumpfte das magische "an" bald, hüpfte munter über die Seite und benahm sich überhaupt nicht so, wie mensch das von einem entscheidenden und jurstisch bedeutendem Wort erwarten würde -- Folge war natürlich eine weitere Vorladung, als der rektorliche Blutdruck aus irgendwelchen anderen Gründen mal wieder UNiMUT-induziert am Steigen war, und diesmal wurde ein Standardverhalten für das "an" verordnet.
Das alles ist natürlich längst ältere Geschichte (worunter mensch sich Geschehnisse der Jahre 90/91 vorzustellen hat) -- inzwischen kobolzt das "an" wieder über die Seite, und das tut es seit geraumer Zeit ziemlich unbehelligt. Nur uns RedakteurInnen fehlen manchmal die kreativen Ideen, wie mensch ein schlichtes "an" noch ansprechend aufarbeiten kann -- wer uns helfen kann, schreibe an den Autor dieser Seiten.
Schon seit geraumer Zeit ist das Verhältnis der FSK zu ihrem Antifa-Referat -- das mittlerweile auf eigenen Beschluß nur noch den Status eines Arbeitskreises (AK) hat -- alles andere als entspannt. Mensch möchte das auch erwarten, ist doch der Antifa-AK wenigstens nach eigenem Verständnis deutlich "linker" als der Rest der Menschen, die gegenwärtig die Lauerstraße 1 bevölkern. In der Tat dürfte die Tätigkeit des Antifa-AKs einerseits für die außeruniversitäre Obrigkeit interessanter sein als alles, was die FSK sonst noch auf die Beine stellt, andererseits aber auch an die Mehrzahl der Studis deutlich weniger vermittelbar. Womit der Autor sich keineswegs für oder gegen etwas geäußert haben will.
Nun gab es in diesem Spannungsfeld haufenweise Reibereien, die durchaus einiges mit der Darstellung der FSK nach außen zu tun hatten und insofern natürlich auch den UNiMUT angingen. Am Autor dieser Zeilen, der damals quasi als UNiMUT-Verantwortlicher fungierte, waren all diese Querelen aber vorübergegangen, und so dachte ich mir nichts weiter, als ein paar Menschen aus dem Antifa-AK in einer Mensaschlange den Wunsch äußerten, doch eine Seite im UNiMUT zu kriegen. Im Gegenteil, Inhalt ist immer gefragt, und wenn die Leute fertige Seiten anliefern, ist das auch nicht schlecht -- allerdings auch nicht überwältigend, weil es unsere Flexibilität beim Platzaufteilen doch arg einschränkt. Aber gut, das war noch auf die übliche linke Paranoia zu schieben.
Schon nach wenigen derartigen Antifa-Seiten allerdings passierte es (UNiMUT 90): Ein Artikel über die Freilassung der ehemaligen RAF-Aktivistin Irmgard Möller erschien, in ihm Phrasen wie "politische Gefangene", "vernichtende Einzel- und Gruppenisolation", "ist es dem Staat nie gelungen, ihren Widerstand zu brechen", für die mensch sich etwa während des Hungerstreiks 1988 beliebig viel Ärger einfangen konnte. Ich wollte mir aber keinen Ärger einfangen und versuchte, mir zumindest das Handwerkszeug für eine gesunde Distanzierung in der FSK zu besorgen, im Hinblick auf vielleicht noch Kommendes. Daß ich damit ein Wespennest angestochen hatte, wurde mir es später klar, es gab FSK-Beschlüsse und Krisensitzungen, Zensurvorwürfe flogen, eifrig grub mensch nach dem Kriegsbeil, was -- mea culpa -- um so überflüssiger war, als in den sechs Jahren seit 1988 das Verhältnis der Behörden zu Menschen, die nicht glauben wollen, daß mensch RAF-Mitglieder an Hörnern und Schwefelgeruch erkennt, doch viel entspannter geworden ist und Artikel vom Kaliber der Möller-Geschichte durchaus auch in der Frankfurter Rundschau oder selbst der Süddeutschen erschienen waren.
Nun, es fand sich aber doch -- ohne wirklich viel Blutvergießen -- eine halbwegs pragmatische Lösung, der Antifa-AK macht deutlich, daß er allein die Verantwortung für seine Äußerungen trägt und setzt seine Seite auch optisch vom übrigen UNiMUT ab, und wenn die Schlußredaktion wirklich mal furchtbare Krämpfe kriegt, kann sie auch einfach die ganze Seite nicht drucken.
Auch hierüber ist mittlerweile Gras gewachsen -- es gab schon hin und wieder ein paar böse Worte, als etwa der Antifa-AK im UNiMUT 110 die FSK bezichtigte, seine Anti-Bioethik-Aktionen nicht unterstützt zu haben und um lange um ein "finanziell" gerungen wurde -- aber schließlich wurde doch jede Antifa-Seite gedruckt. Die Verantwortung trägt letzlich immer noch allein der Antifa-AK...
Mehr Geschichten habe ich noch nicht geschrieben. Vielleicht wollen sich ja noch andere UNiMUT-VeteranInnen beteiligen?