Was braucht mensch, um als Wissenschaftsorganisation im "nationalen und internationalen Wettbewerb bestehen zu können"? Erfahrung im Umgang mit Politik und Medien, behauptet jedenfalls die Organisation der ehemaligen Blaue-Liste-Institute, die Leibniz-Gesellschaft (WGL) in einer Pressemitteilung, in der sie versucht, die doch eher eigenartige Wahl ihres neuen Präsidenten zu rechtfertigen. Ausgerechnet den ehemaligen Obergrobian des Bundes der deutschen Industrie, Olaf Henkel, haben die Direktoren der rund 75 Mitgliedsinstitute zu ihrem Chef erkoren.
Wissenschaft kann also offenbar jedeR, denn alles, was Henkel im akademischen Bereich vorzuweisen hat, ist ein Soziologiestudium -- danach musste Geld verdient werden, und zwar viel davon, und wieder danach musste anderen Leuten klargemacht werden, dass ordentlich viel Konkurrenz und Leistungsdruck das allgemeine Glücksniveau deutlich erhöht.
Wir haben hier natürlich ein paar Posten als Frühstücksdirektor bei MPG und Stifterverband unterschlagen, doch viel kann Henkel dabei auch nicht gelernt haben: Er wolle für mehr Konkurrenz und Kooperation unter den Instituten sorgen, definierte er zum Amtsantritt sein Programm. Nicht nur, dass Kleingeister da einen Widerspruch sehen könnten, als große Leitline des Handelns wirken die alten Sprüche aus dem Industrieverband doch etwas arg dünn.
Ein trojanisches Pferd der Industrie sei er aber nicht, so Henkel. Dem muss mensch zustimmen: Die Griechen haben auf ihre Konstruktion nicht in leuchtenden Lettern "Wir hassen euch und wollen euch kaputtmachen" geschrieben, und die Trojaner hätten ein so deutlich gekennzeichnetes Gefährt auch kaum in ihre Stadt gezogen. Die Zeiten ändern sich eben.