Nachdem der von Kultusministerkonferenz und Hochschulrektorenkonferenz eingerichtete Akkreditierungsrat bereits in den letzten Wochen beschlossen hatte, StudentInnen stärker als bisher am Akkreditierungsverfahren zu beteiligen, haben sich die studentischen Organisationen nun auf ein gemeinsames Vorgehen geeinigt und die Pool-Verwaltung ins Rollen gebracht. Akkreditierungsagenturen werden vom Akkreditierungsrat angehalten, sich bei der Besetzung ihrer Entscheidungsgremien, sowie der Gutachtergruppen aus dem studentischen Pool zu bedienen.
Die StudentInnen-Organisationen konnten sich trotz Differenzen bei einem Treffen in Leipzig am vergangenen Wochenende auf ein Vorgehen verständigen: die Poolverwaltung wird beim studentischen Dachverband fzs angesiedelt sein. Für den Pool entsendeberechtigt sind ausschliesslich Bundesfachschaften-Tagungen, Landes-ASten-Zusammenschlüsse, das Offene Studierendenvertretungstreffen (o.s.t.) und der freie zusammenschluss von studentInnenschaften (fzs), also Organisationen, die durch ihre demokratische Legitimation als Strukturen der studentischen Selbstverwaltung eine grosse Anbindung an die StudentInnenschaften haben. Damit wurde einer Forderung des o.s.t., des fzs und vieler anderer studentischer Zusammenschlüsse entsprochen. Um möglichst viele StudentInnen in die Beteiligung einzubinden, wurde außerdem den hochschulpolitischen Verbänden ein Vorschlagsrecht gegenüber dem fzs eingeräumt.
Der fzs hat bereits mit dem Ring Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS), den Liberalen Hochschulgruppen (LHG), den Juso-Hochschulgruppen und dem Bündnis Grün-Alternativer Hochschulgruppen Vereinbarungen getroffen, mit weiteren Gruppen wird derzeit verhandelt. Die Pool-Verwaltung wird auf der Basis eines transparenten, gleichbleibenden und gerechten Auswahlmodus die Anfragen der Agenturen bearbeiten und StudentInnen so in die Agenturen und Gutachtergruppen entsenden. Weiterhin wurde vereinbart, dass sich für den Pool nominierte StudentInnen, sofern sie nicht ohnehin durch ihre Bundesfachschaftentagungen entsandt wurden, mit diesen in Verbindung setzen und intensiv zusammenarbeiten sollen. Damit wird der Rückfluss von Informationen in die StudentInnenschaften und Fachzusammenschlüsse gewährleistet.
Kerry Sailer und Veronika Muhr, Vorstandsmitglieder des fzs, zeigen sich zufrieden mit dem Ergebnis. "Es ist uns wichtig und durchaus ein Erfolg, dass zum ersten Mal die demokratische Legitimation der studentischen Selbstverwaltungsstrukturen vom Akkreditierungsrat und somit auch von HRK und KMK entsprechend anerkannt wird. Damit wird vielleicht endlich ein Zeichen gesetzt, in Zukunft auch von Beginn an StudentInnen und ihre Organisationen vernünftig einzubinden und nicht wieder wie üblich die grösste Statusgruppe in den Hochschulen zu übergehen", erläutert Veronika Muhr.
Dennoch ist das erst der erste Schritt. Weiteren Forderungen der StudentInnen, beispielsweise der paritätischen Besetzung der Entscheidungsgremien oder die Verpflichtung für die Agenturen, sich aus dem Pool zu bedienen, wurde nicht entsprochen. "Wir werden weiterhin, trotz der Entscheidung zur kritischen Teilnahme am Akkreditierungsprozess versuchen, solche Forderungen durchzusetzen, damit StudentInnen auch wirklich Einfluss nehmen können und nicht nur schönes Beiwerk und AkzeptanzbeschafferInnen in der Akkreditierung bleiben. Ausserdem schmälert der Versuch der kritischen Einflussnahme natürlich auch nicht unsere generelle Kritik an Bachelor- und Master-Abschlüssen, die wir für technokratische Scheinlösungen mit Selektionswirkung halten," fügt Kerry Sailer abschliessend hinzu.
(Pressemitteilung des fzs vom 14.08.00)