Vor zwei Jahren fand in Heidelberg der Kongress Science/Fiction statt, ein Treffen, von dem niemand so recht wusste, worum es eigentlich gehen sollte. Da aber schnell ruchbar wurde, der Australische Bioethiker Peter Singer -- bekannt, berüchtigt, vor allem durch seine Apologien der Euthanasie -- werde dort sprechen, formierte sich rasch einiger Widerstand gegen die Veranstaltung (mehr dazu in einem Artikel des Antifa-AK im UNiMUT 109). In Heidelberg gab es damals eine Demo samt anschließender Blockade des Kongresses. Auch wenn es dabei zu einigen Rangeleien mit der Polizei kam, wurde -- nach Wissen der Redaktion -- keineR der DemonstranInnen im Nachhinein rechtlich belangt.
Allerdings: Singer selbst traute sich unter diesen Umständen nicht nach Heidelberg. Aber weil er schon mal in Europa war, fuhr er nach Erlangen, um dort bei einer Veranstaltung des Bundes für Geisterfreiheit (Da ist ein Tippfehler drin. Wo, verrate ich nicht, d.S.) zu sprechen. Jedoch: Auch in Erlangen waren da die, die Singer am Verbreiten seiner Thesen von lebensunwertem Leben hindern wollten. Schon die einleitende Rede des Veranstalters ging im von rund 50 Menschen veranstalteten Lärm unter, Singer selbst bekam nicht ein Wort raus.
Der Veranstalter reagierte, indem er die Polizei holte, den Saal räumen ließ und in einen anderen umzog -- in diesen durfte dann nur, wer an einer Gesichtskontrolle vorbeikam. Ein Singer-Gegner, der das geschafft hatte, wurde später von vier OrdnungshüterInnen nachträglich entfernt. Diese Störaktion hat ein juristisches Nachspiel -- wegen Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz wurden etliche Bußgelder zwischen 400 und 2000 DM verhängt. Die ersten der daraus resultierenden Prozesse werden nun am 26. Mai in Erlangen stattfinden.
Mensch ahnt, es ist schwierig, die Folgen einer Aktion abzuschätzen -- vor allem, wenn sich Geisterfreie und Staatsgewalt gemeinsam am Tabubruch versuchen.