Baden und Württemberg, Dolde und Partner, Kirchhof und Kirchhof
...warum es immer noch viele Menschen in Baden gibt, die die Vereinigung von Baden und Württemberg im Jahr 1952 lieber rückgängig machen würden? Es ist das "Windhundprinzip", vielleicht besser bekannt als "Wer zuerst kommt, mahlt zuerst". Eine Folge dieses Prinzips, eventuell gekoppelt mit gezielter Informationspolitik, illustriert die GEW in einer Pressemitteilung vom 13.6.: Von den Mitteln, die der Bund zum Ausbau der Ganztagsbetreuung in den Schulen zur Verfügung gestellt hat, werden in Südwürttemberg 20.3% der antragsberechtigten Schulen profitieren, während in Nordbaden nur 6.8% und im schon 1952 ausgesprochen Württemberg-feindlichen Südbaden nur 6.1% Geld bekommen. Wer mehr Zahlen und die Haltung des Kultusministeriums haben will: die Landtagsdrucksache 13/4251 wartet auf eure Augen.
...wie wild die Grünen in Baden-Württemberg auf Studiengebühren sind (sie nennen das StudienCredits)? Eine Antwort bekommt ihr wiederum in der Parlamentsdokumentation aus Stuttgart (13/4250), zusammen mit der Auskunft des Ministeriums, Studiengebühren erst 2007 erheben zu wollen. Und noch was: Bereits jetzt sicher ist, dass zwei von den Gebühren profitieren: Einerseits der Lieblingsjurist des Ministeriums, Ferdinand Kirchhof aus Tübingen und andererseits das Rechtsanwaltbüro Dolde und Partner; sie beide dürfen nämlich gerade fürs Ministerium Gutachten schreiben, und zumindest das lohnt sich ganz gewiss.
...dass wir die verwandschaftlichen Verhältnisse dieses Lieblingsjuristen Kirchhof zum Heidelberger Juraprof, Kompetenzteamer und Steuerreformer Paul Kirchhof immer noch nicht letztgültig geklärt haben? Dafür haben wir herausgefunden, dass Kirchhof seine Uni-Mailadresse für private Belange nutzt, denn seine Vorstellung bei der CDU listet als seine Mailadresse kirchhofp@jurs.uni-heidelberg.de. Nun, wenns für die CDU ist, spendet der Rektor gern.
...was eine richtig moderne Uni ausmacht? Na klar, die Aufforderung zur Rückmeldung. Das ist nämlich nicht mehr der hässliche, meist in Pastellfarben gehaltene Billigzettel von früher, nein, im Jahr 2005 haben wir lackiertes Papier und ein attraktives Motiv mit leicht erotischem Beiklang. Dass zu Zeiten des Billigzettels meist nichts von Verwaltungsgebühren draufstand, nimmt mensch da doch gerne hin.
...dass die Studierneigung sinkt? Das müsste eigentlich verwundern, denn nach offizieller Ideologie wird Studieren durch die Einführung von Studiengebühren und Bachelorstudiengängen ja eigentlich erst attraktiv. Die Untersuchungen vom HIS legen nach Ansicht von studis online eher nahe, dass zumindest die Gebühren abschrecken. Und die guten Berufsaussichten der neuen Bachelor- und Masterstudiengängen scheinen sich derzeit erst mit dem Masterabschluss sicher einzustellen. Dann hätte man aber auch beim Magister bleiben können...
...dass die Uni Heidelberg ihre hier so oft beschriebenen Schwierigkeiten mit Bologna inzwischen fest anpackt? Zeichen dafür ist eine als "intern" bezeichnete Webseite mit dem Untertitel "von Europa nach Heidelberg". Interessant an dieser ist nicht nur, dass die Umsetzungsbeispiele keinen der bereits in Heidelberg laufenden gestuften Studiengänge erwähnen (realistische Selbsteinschätzung?), sondern auch, dass Auslassungen etwa zu den Vorstellungen des Dezernats 2 zum Thema Modularisierung per Meta-Tag im Quelltext als binnen eines Monats zu revidieren gekennzeichnet sind (realistische Selbsteinschätzung!). Weder lustig noch Schuld irgendwelcher HeidelbergerInnen ist hingegen die hübsche Illustration des von vielen Köchen verdorbenen Breis unter Gesetze und Richtlinien. Nicht weniger als vier Ebenen reglementieren da eifrig rum, und auf jeder Ebene gibts nochmal eine Vielzahl von Stellen. Zumindest diese Synopse der Bürokratischen Spongiformen Enzephalopathie verleiht der Heidelberger Arbeit eine gewisse Existenzberechtigung.
...dass es in Heidelberg auch einen Weltladen gibt? Dort (in der Heugasse, gleich um die Ecke der Neuen Uni) bekommt ihr Kaffee, Schokolade, Saft und allerlei anderes aus fairem Handel -- Handel nämlich, der nicht wie der konventionelle alljährlich 50 Millionen Menschen das Leben kostet. Der Weltladen sucht immer MitarbeiterInnen, die sich mal für eine Stunde um den Laden kümmern. Wenn ihr aber Größeres vorhabt, findet ihr auf http://www.fairjobbing.net/ Angebote für Praktika und Ähnliches im Bereich des fairen Handels.
...dass es allerlei Krempel aus fairem Handel auch bei der Lebensmittelkooperative Appel un'Ei gibt? Die ist im Feld, und zwar unter dem Mensavordach zwischen Chez Pierre und Cafe Botanik. Im Augenblick haben sie dort immer Donnerstag mittag offen, im Semester dann wieder werktäglich zur Mensazeit (und klar, auch dort sind MitarbeiterInnen gefragt).
Walter I. Schönlein