...dass Minister Frankenberg eine ähnliche Tendenz wie sein Vorgänger hat, jede Menge Geld für Gutachten rauszuwerfen? Nun, vermutlich heißt diese Eigenschaft "Regierungsfähigkeit". Frankenberg hat sich jetzt jedenfalls bestätigen lassen, dass seine Pläne, aus der Studienplatzvergabe über die ZVS auszusteigen und sie fast komplett der Willkür drittmitteleinwerbender Profs zu überlassen, verfassungsrechtlich in Ordnung gehen, ja ihre Umsetzung fast schon geboten ist. Den ganzen Sermon gibts am Netz und inspiriert fast eine Sehnsucht nach den Zeiten, in denen immerhin noch ein verkrachter Jurist statt eines habilitierten Geografen die Unis im Ländle gegen die Wand fahren durfte.
...dass 1958 nur zwei von 47 Beamten des leitenden Dienstes beim Bundeskriminalamt keine NS-Vergangenheit hatten, während die Mehrzahl in SS, Gestapo oder Geheimer Feldpolizei "Juden", "Schwule", "Kommunisten", "Zigeuner", "Asoziale" und all die anderen "Feinde des deutschen Volks" gejagt und ermordet haben? Fakten wie dieses und viele Geschichten aus den Gründerjahren der Behörde, die jetzt, ganz nach dem Willen von BKA-Architekt und SS-Mann Paul Dickopf, wie vor ihr das Reichskriminalhauptamt selbst Ermittlungen, und gleich noch verdachtsunabhängige, einleiten können soll, finden sich im Buch "Auf dem rechten Auge blind" von Dieter Schenk, erschienen dieses Jahr bei Kiepenheuer und Witsch. Das Hardcover ist nicht ganz billig, aber weils der UNiMUT-Buchtipp ist, verleihen wir es auf Anfrage.
...dass der Verfassungsschutz ziemlich unzuverlässige InformantInnen hat? Das zumindest lässt sein Bericht über die Nazi-Demo am 27.10. hier in Heidelberg ahnen. Interessanterweise steht die Geschichte unter Aktuelles/Linksextremismus, und konsequenterweise ist von den Nazis auch praktisch nicht die Rede. Stattdessen wird von 150 gewaltbereiten Autonomen daherschwadroniert, die, so muss mensch nach der Lektüre der verfassungsschützenden Zeilen glauben, Straßenschlachten entfachten. Wer dabei war, wird da andere Erinnerungen haben.
...dass der Verfassungsschutz zuverlässigere InformantInnen sucht? Schon am 31.10. ist es in Heidelberg wieder mal zu einem Anwerbungsversuch gekommen. Ein Verfassungsschützer bemühte sich vors Haus der WG der Zielperson, rief sie auf ihrem Mobiltelefon an und bat sie auf die Straße. Dort bot er ziemlich ohne Umschweife "Mitarbeit gegen Geld", bemerkenswert, weil üblicherweise solche Anwerbungen mit mehr Erpressung oder Lockung zu arbeiten versuchen. Die Zielperson jedoch lehnte ohnehin unhöflich, aber bestimmt ab und machte die kleine Episode stattdessen öffentlich. Diese Vorgehensweise wird auch vom UNiMUT empfohlen, denn leider sind Geheimdienste in der Realität wirklich nicht so lustig.
Walter I. Schönlein